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Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - Druckversion

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Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - M.P.Rator - 12-14-2012 02:39 PM

fand den artikel auch gut, obwohl man daran sicher viel kritisieren könnte. aber mir geviel die optimistische note, sehr erfrischend (keine ironie).

Paxinor schrieb:es ist extrem wie man dazu neigt die vergangenheit zu verklären. z.B. wurde damals der Kalte Krieg als krasse bedrohung empfunden, und heute wird es als "ausgeglichenes Geichgewicht" stilisiert, wo eigentlich gar nix passieren konnte, wären wir heute diese unkontrollierbaren, asymmetrischen Kriege haben...
das mit der wahrnehmung des kalten kriegs stimmt. und die asymetrischen kriege gab's ja auch schon früher, oft in kombination mit stellvertreterkriegen.
ich denke, unsere wahrnehmung ist heute eine ganz andere und das nicht zuletzt wegen der neuen medien: aus vietnam, kambodscha, Iran/irak, nicaragua, guatemala, kolumbien, afghanistan (80er und 90er Jahre), angola, ruanda etc. haben uns nie youtube-videos erreicht... die konflikte waren zum grossen teil unsichtbar. heute erreichen uns täglich neue bilder aus syrien, und obwohl der konflikt schlimm ist, hat er noch nicht ANNÄHERND die magnitude früherer bürgerkriege erreicht.

ein bisschen überoptimistisch finde ich den artikel trotzdem, da wir uns in letzter zeit vielen neuen risiken ausgesetzt sehen, von denen wir wirklich noch nicht abschätzen können, ob und wie stark sie uns betreffen werden. zB anstieg des meeresspiegels, veränderung der luft- und meeresströmungen, extremere wetterbedingungen mit mehr dürren und überschwemmungen, pandemien (zwar haben wir heute viel bessere mittel für prävention und bekämpfung als noch zu zeiten der spanischen grippe, dafür haben wir heute sieben mal mehr menschen und irgendwie tausend mal mehr nutztiere...), nukleare proliferation etc.

mag sein, dass 2012 unter dem strich das best year ever war, aber das bewusstsein über bevorstehende probleme trübt die stimmung schon etwas.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - h4Zl - 12-14-2012 02:55 PM

Zitat:zB anstieg des meeresspiegels, veränderung der luft- und meeresströmungen, extremere, nukleare proliferation etc. wetterbedingungen mit mehr dürren und überschwemmungen, pandemien

Du hörst dich an wie ein Politiker ! ;D soweit ich informiert bin sind dass alles Vermutungen?


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 12-14-2012 02:58 PM

@Rator, was könntest du denn spezifisch kritisieren? Hab da auch gewisse Dinge im Kopf aber nichts was die fundamenrale Aussage des Artikels über den Haufen werfen würde.

"Nukleare Proliferation"?

Ich finds btw gut wenn man immer etwas vorsichtig ist, aber es gibt bereits jetzt schon Ideen die günstig wären um Hurricanes zu verhindern und die Erderwärmung langsamer zu machen (auch wenn man langfristig einfach CO2 Ausstoss etc verringern muss). Oft wählt man einfach den "Doomsday" Approach.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - YrrsiN - 12-14-2012 03:43 PM

interessantes Buch zu dem Thema

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nytimes.com/2012/04/01/books/review/abundance-by-peter-h-diamandis-and-steven-kotler.html?pagewanted=all&_r=0">http://www.nytimes.com/2012/04/01/books ... d=all&_r=0</a><!-- m -->

Und hier noch eine kurze, kritische Doku zu Fracking (habt ihr davon eine Ahnung?)

<!-- m --><a class="postlink" href="https://www.youtube.com/watch?v=z0fAsFQsFAs">https://www.youtube.com/watch?v=z0fAsFQsFAs</a><!-- m -->


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 12-14-2012 06:08 PM

Hier was zu Fracking (habs nicht gelesen und kenn mich damit nicht aus):
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marketplace.org/topics/sustainability/oil-man-who-figured-out-fracking">http://www.marketplace.org/topics/susta ... t-fracking</a><!-- m -->


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - M.P.Rator - 12-14-2012 08:18 PM

h4Zl schrieb:Du hörst dich an wie ein Politiker ! ;D soweit ich informiert bin sind dass alles Vermutungen?
Ja, wissenschaftlich untermauerte Vermutungen. Die Systeme, auf die sich die Prognosen beziehen, sind wahnsinnig komplex. Sichere Prognosen gibt es deshalb nicht, aber die neusten Forschungsergebnisse weisen stark darauf hin, dass es in Zukunft sehr ungemütlich werden könnte. Dies ist der überwiegende Konsens unter den Wissenschaftlern. Es wäre töricht, die Warnungen der Experten in den Wind zu schlagen.

armi94 schrieb:@Rator, was könntest du denn spezifisch kritisieren? Hab da auch gewisse Dinge im Kopf aber nichts was die fundamenrale Aussage des Artikels über den Haufen werfen würde.
Zum Beispiel singt der Autor das hohe Lied auf Fracking. Die Technologie ist aus Gründen der Umweltverschmutzung stark umstritten.
Der Autor vereinfacht extrem und generalisiert auf der Makroebene, zum Beispiel: As developing countries become richer, we can expect the death toll from natural disasters to diminish — and the same UN extrapolations that predict such threatening sea-level rises for Bangladesh also say that, in two or three generations’ time, it will be as rich as Britain.

Oder dieses an den Haaren herbeigezogene Beispiel: The country may be midway through a lost decade economically, but our cultural and social capital has seldom been higher — it is hard to think of a time when national morale was as strong as it was during the Jubilee and the Olympics.
(Klingt für mich eher nach Brot und Spiele, trotzdem ist das Römische Reich kollabiert. Als ob die Begeisterung für ein Sportereignisses irgendeine Aussagekraft über das nationale Wohlbefinden hätte.)

Oder: And even in recession, we too benefit from medical advances. Death rates for both lung and breast cancers have fallen by more than a third over the last 40 years. Our cold winters still kill people, but the number dying each year halved over the past half-century. The winter death toll now stands at 24,000 — still unacceptable in a first-world country, but an improvement nonetheless.

Das ist schon eine ziemliche Rosinenpickerei - der Autor macht eigentlich genau das Gleiche wie die "doom-mongers", einfach andersherum.

Aus den Comments zum Artikel geht hervor, dass es sich um einen Leitartikel handelt. Deshalb kreide ich dem Autor all dies nicht an - in einem Leitartikel darf man so schreiben. Wie gesagt, ich find den Artikel eigentlich recht erfrischend. Nur muss man aufpassen, dass man ihn nicht allzu ernst nimmt.

Ich stelle jetzt mal einen ziemlich plakativen Vergleich an, in welcher Situation wir heute stecken KÖNNTEN: Stellt Euch einen Bus vor, der beschleunigt und auf eine Wand zurast. Die Windschutzscheibe ist ziemlich verdreckt und man kann nicht sehr viel erkennen, wenn man geradeaus schaut. Trotzdem meinen einige Passagiere die Wand zu erkennen, auf die der Bus zurast. Daraufhin schaut der Busfahrer (oder der Autor des Artikels) in den Rückspiegel und stellt fest, dass bis jetzt alles gut gegangen ist und dass der Bus noch nie so schnell gefahren ist, wie in diesem Moment. Also drückt er weiter aufs Gas.

armi94 schrieb:"Nukleare Proliferation"?
Damit meine ich die Weitergabe von Nuklearwaffen. Während des Kalten Krieges mussten wir stets befürchten, dass irgend ein General austickt und "den Roten Knopf" drückt, so ähnlich wie in Dr. Strangelove. Oder dass die verantwortliche Macht-Clique in den USA oder der UDSSR sich davon überzeugen würde, dass ein nuklearer Erstschlag die rationalste Entscheidung wäre. (Ein Erstschlag wäre übrigens gemäss Spieltheorie bis zur Entwicklung der nuklearen Zweitschlagskapazität in der Tat am rationalsten gewesen. Schätze, wir haben Glück gehabt, dass die Verantwortlichen "irationale" Skrupel hatten.)

Heute besteht das Risiko eher darin, dass immer mehr Länder Nuklearwaffen entwickeln (Indien, Pakistan, Nordkorea, Israel, Iran) und damit die Zahl der nuklear bewaffneten Akteure immer weiter zunimmt. Vorallem Pakistan macht mir extrem Sorgen. Das Land ist eh schon mehr oder weniger von religiösen Fundamentalisten unterwandert - wenn der Staat zusammenbrechen würde und/oder die Waffen in falsche Hände gelangen würden... dann hätten wir es mit IRATIONALEN (sprich: religiös motivierten) Akteuren zu tun, die kaum davor zurückschrecken würden, die Waffen einzusetzen.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - h4Zl - 12-14-2012 09:38 PM

M.P.Rator schrieb:die neusten Forschungsergebnisse weisen stark darauf hin, dass es in Zukunft sehr ungemütlich werden könnte. Dies ist der überwiegende Konsens unter den Wissenschaftlern.

Klimawandel? Der war doch schon immer. Auf dem Mars sind die Pole ebenfalls geschmolzen(hab ich auf jeden Fall gelesen) und die Erderwärmung oder Abkühlung war schon immer da. Ob diese nun viel schneller vorantreibt ist nicht so einfach zu beantworten, da gute Messungen erst seit ungefähr 150 Jahren gemacht werden und lokale Messungen nicht aussagekräftig sind muss immer die Globaltempratur angeschaut werden. Ich habe gelesen dass Schätzungen der Erwärumng für die letzten 100 Jahre zwischen 0.7 bis 5 Grad Celsius liegen. Bei 5 wird es in deinem Sinne ungemütlich lol aber ich sehe das nicht so dramatisch. schliesslich wissen wir in den nächsten 150 Jahren mehr und dann können wir es richten wenn es sein muss Tongue


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 12-14-2012 10:01 PM

@Rator, agree mit vielen Punkten. Trotzdem haben sich viele relevante Indikatoren enorm verbessert über die letzten Jahre.

@h4zl, imo sehr vereinfacht aber neige in der Tendenz auch eher dazu die Leute zu beruhigen weil was es an "Klimahetze" bereits schon gibt ist zt arg übertrieben. Wenn wir die Hälfte aller Autos in Europa, USA und China von den Strassen nehmen würden hätte das einen verschwindend kleinen Effekt auf den CO2 Ausstoss beispielsweise. Obvsly kanns verdammt ungemütlich werden in den nächsten Jahren und man sollte auf jeden Fall Massnahmen treffen um Emissionen zu reduzieren etc aber in welchem Umfang und zu welchen Kosten ist völlig unklar und die wissenschaftlich fundierte Bandbreite ist unglaublich gross in diesem Bereich (bzgl Schadenschätzung durch Klimamodelle und wirtschaftlichen Modellen etc). Man weiss eigentlich nur dass es stark danach aussieht dass es Klimaveränderung durch den Menschen gibt. Man hat aber nur unglaublich grobe Schätzungen über deren Auswirkungen und Kosten.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - M.P.Rator - 12-14-2012 10:12 PM

h4Zl schrieb:
M.P.Rator schrieb:die neusten Forschungsergebnisse weisen stark darauf hin, dass es in Zukunft sehr ungemütlich werden könnte. Dies ist der überwiegende Konsens unter den Wissenschaftlern.

Klimawandel? Der war doch schon immer. Auf dem Mars sind die Pole ebenfalls geschmolzen(hab ich auf jeden Fall gelesen) und die Erderwärmung oder Abkühlung war schon immer da. Ob diese nun viel schneller vorantreibt ist nicht so einfach zu beantworten, da gute Messungen erst seit ungefähr 150 Jahren gemacht werden und lokale Messungen nicht aussagekräftig sind muss immer die Globaltempratur angeschaut werden. Ich habe gelesen dass Schätzungen der Erwärumng für die letzten 100 Jahre zwischen 0.7 bis 5 Grad Celsius liegen. Bei 5 wird es in deinem Sinne ungemütlich lol aber ich sehe das nicht so dramatisch. schliesslich wissen wir in den nächsten 150 Jahren mehr und dann können wir es richten wenn es sein muss Tongue
Es geht um den anthropogenen Einfluss auf's Klima. Wir können aufgrund von Eisbohrkernen den Klimawandel über die letzten 100K Jahre (oder so) zurückverfolgen. So einen starken Anstieg in so kurzer Zeit wie heute gab's seither noch nie.

Natürlich gab's den Klimawandel schon immer. Und früher oder später wird auch wieder ein Meteroid einschlagen oder ein Supervulkanausbruch (looking at you, Yellowstone) für einen hundertjährigen nuklearen Winter sorgen... aber das kann noch einige tausend, zigtausend oder hunderttausend Jahre dauern. Bis dahin geht es darum, das Schlimmste zu verhindern. Und das ist keine "Ideologie" oder umweltschützerisches "Gutmenschentum". Der Erde können wir sowieso nichts anhaben. Wir können sie verschmutzen, wie wir wollen. Selbst, wenn die menschliche Rasse dabei draufgeht, ist die Erde in ein paar 10K Jahren wieder völlig im "Gleichgewicht". Artensterben gab es schon immer (das schlimmste vor 250 Mio Jahren), das beeindruckt das Leben auf der Erde nicht im Geringsten. Die für uns relevante Frage ist, ob WIR, d.h. die MENSCHEN oder die ZIVILISATION, den rasanten Klimawandel überstehen werden. Und deshalb sollten wir vorsichtig sein.

Afaik gehen die aktuellen Schätzungen für die nächsten 100 Jahre von einer durchschnittlichen Erderwärmung von 2-6 Grad Celsius aus. Zwei Grad, wenn wir sofort unseren Treibhausgasausstoss drastisch reduzieren, bis zu sechs Grad, wenn wir so weitermachen wie bisher. Und das Krasse ist, dass es sich dabei um Durchschnittswerte handelt. D.h. lokal sind die Unterschiede noch weitaus ausgeprägter.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 12-14-2012 11:08 PM

Bezüglich Reichtum und Fairness:
Sehr sehr gute Blogbeiträge ua von einem Nobelpreisträger zum Thema Reichtumg/Fairness und Besteuerung (erster Blogpost besser als zweiter, btw sowieso ein sehr sehr guter Blog von zwei der renommiertesten Ökonomen (Becker ist Nobelpreisträger) und immer sehr einfach verständlich):
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.becker-posner-blog.com/2012/10/luck-and-taxation-becker.html">http://www.becker-posner-blog.com/2012/ ... ecker.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.becker-posner-blog.com/2012/10/luck-wealth-and-implications-for-policy-posner.html">http://www.becker-posner-blog.com/2012/ ... osner.html</a><!-- m -->
Der Punkt den Becker macht ist der folgende:
“For example, one may correctly believe that luck has a major role in determining the genes, education, and other opportunities of highly successful individuals, and yet believe as well that high tax rates on their income and wealth would induce major changes in their behavior. Conversely, one can believe that luck is unimportant in determining success, and at the same time believe that high tax rates on rich individuals would little affect their behavior.”
Was impliziert, dass “Glück” bei der Erlangung von Vermögen zwar ein moralischer Grund scheint um Steuern darauf zu erheben, dass es aber aus Wohlfahrtsgründen trotzdem für alle (monetär) besser sein kann, diese Leute bei grossen Verhaltensänderung durch höhere Besteuerung nicht höher zu besteuern. Oder ein wenig anderst formuliert, man muss sich überlegen wie man am meisten aus diesen Individuen für die Allgemeinheit rausholen kann und das deckt sich nicht per se mit gewissen Moralvorstellungen.

Bezüglich Armut und Ungleichheit:
Danke für den aufschlussreichen Link. Ich will nur darauf hinweisen dass diese Statistiken zwar sehr gut wichtig zu nehmende Ungleichheiten aufzeigen aber dass sie eben nur relativ vergleichen. Es kann durchaus sein und ist wohl in der Regel auch der Fall, dass sich der absolute Lebensstandard der Armen trotzdem verbessert (qualitativ bessere Produkte zum selben Preis etc). Man muss solche Statistiken als das nehmen was sie sind: Indikatoren für Ungleichheit. Die Meisten würden aber eine ungleichere Gesellschaft bevorzugen in der alle besser gestellt sind als in einer „gleicheren“ Gesellschaft und das ist meiner Meinung nach einw ichtiger Punkt der sehr oft vernachlässigt wird. Man sollte aber natürlich versuchen zu ergründen woher diese Ungleichheiten kommen und ob es ein Problem gibt oder ob alle Leute zufrieden sind trotz Ungleichheit (eher unwahrscheinlich).

Bezüglich USA und Ungleichheit:
Das ist meiner Meinung nach höchstens ein Indiz, aber eben auch nur das. Es gibt extrem viele Faktoren die Ungleichheit beeinflussen und alleine schon Europa ist extremst heterogen. Während zum Beispiel Frankreich und Italien zu ihren Reichsten umverteilen, verteilen die nordischen Länder und die Schweiz zu den Ärmsten um (Public Choic III, Mueller Ch.3). Zudem gibts in den USA Probleme die sich massivst von Problemen europäischer Länder unterscheiden (Regulierungen gewisser Branchen, Rigiditäten im Bildungssystem). Umverteilung ist nicht gleich Umverteilung und oftmals, vor allem in Ländern mit wenig ausgeprägten direktdemokratisch und föderalistischen Strukturen wird die Ungleichheit durch Umverteilung grösser anstatt kleiner. Zudem; wenn man Trons Grafik als Indiz nimmt, spricht das eher für starke Besitzrechte und freie Märkte, aber auch hier; es ist weitestegehend unklar in welche Richtung der Zusammenhang läuft.
Ich habe überhaupt nicht das Gefühl dass die nordischen Länder nicht mitziehen können und ich persönlich denke, dass diese in vielen Bereichen vorbildlich agieren (Studenten müssen ihr Studium bezahlen, erhalten aber Dahrlehen). Allerdings gibt es auch einige Schwächen und afaik hat Schweden erst kürzlich glaubs die Steuern gesenkt und die Arbeitsmarktflexibilität erhöht aufgrund von hoher Arbeitslosigkeit. Und da liegt auch ein Hauptproblem europäischer Länder die im Generellen extrem rigide Arbeitsmärkte haben. Das führt dazu dass zwar während einer Krise weniger Menschen entlassen werden, diese aber keinen Job mehr finden und die langfristige Arbeitslosigkeit höher ist. (Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.economicshelp.org/blog/5908/economics/us-vs-eu-unemployment/">http://www.economicshelp.org/blog/5908/ ... mployment/</a><!-- m -->)

Bezüglich Externalitäten:
Ich stimme mit deinem Blog überein und genau das sagt auch der Mainstream der Wirtschaftstheorie. Staaten gibt es aufgrund allokativer effizienz und Umverteilungsmöglichkeiten (verhindern von Trittbrettfahrern, Diebstahl etc). Ich kann auch nichts anfangen mit einem libertären/anarchistischen „Staat“ weil er eben gewisse Möglichkeiten verhindert EFFIZIENT umzuverteilen. Und da liegt das Problem. Erstens muss man unterscheiden zwischen allokativer Effizienz, welche alle Menschen besser stellt und daher durch Einstimmigkeit angenommen würde (zB Sicherung von Besitzrechten) und Umverteilung. Allokative Effizienz bezieht sich auch auf Märkte und da ist die Wirtschaftstheorie der Meinung das weitgehend Freiheiten gelassen werden sollen um den Kuchen für die Umverteilung möglichst gross zu machen. Diese erfolgt dann in einem zweiten Schritt. Und hier gibts jetzt die Möglichkeit von Umverteilung als Altruismus, Versicherungsgründen und aus allokativen Gründen (Bildung für die Armen -> allen können davon profitieren). Aber es gibt eben auch Umverteilung „als Nehmen“. Wo der politische Prozess einfach so beeinflusst wird damit man sich bereichert. Privates Spenden ist pareto optimal, weil alle spendenden Personen einverstanden sind, es kann aber immer noch besser sein wenn der Staat das übernimmt und sicherstellt dass niemand der ursprünglich freiwilligen Spender dann noch abspringt. Aber, und das ist meiner Meinung nach der entscheidende Punkt, die Höhe der Umverteilung sagt nichts über die Güte derer aus noch dass der Staat die Umverteilung übernimmt. Die Güte ist grösstenteils durch Institutionen und den demokratischen Prozess abhängig der oftmals erhebliche Schwächen aufweist (unterschiedliche Verhandlungsstärken von Interessengruppen zb Bauern). (Public Choice III, Ch. 3)

Bezüglich Finanzmärkten:
Ich habe keinen Lösungsvorschlag der einen Systemwechsel vorschlägt. Aber es gibt sicher massive Verbesserungsmöglichkeiten bezüglich staatlicher Eingriffen auf den Finanzmärkten die einen erheblichen Beitrag hatten an der Immobilienkrise zB (FannieMae etc). Finanzmittel und Produktionsauseinanderdriftung ist in dem Sinn nicht wahnsinnig schlimm, da vieles nominell abläuft, also der Betrag wird einfach grösser, das hat aber überhaupt keinen Impact (reale Werte sind relevant). Was passieren könnte wären uU grössere Schocks aber habe ehrlich gesagt fast gar keine Ahnung in diese Richtung. Die Hypotheken Blase war eine Blase der langfristigen Investments. Sie hatte (gar) nichts mit Umschichtung von langfristigen Investments in kurzfristige zut tun. Langfristiger als in Hypotheken kann man fast nicht investieren. Zudem wie Paxi sagt, wenn zu kurzfristig investiert würde, dann könnte man mit einer einfachen Strategie immenses Geld verdienen – risikolos.

Bezüglich Gewerkschaften:
Mag sein, habe da aber keine Grundlage um das zu beurteilen. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen dass es unterschiedliche Interessengruppenstärken gibt und das ist aus ökonomischer Sicht ineffizient.

Bezüglich Studiengebühren:
Progressive Studiengebühren werden meiner Meinung nach massiv teurer als eine nicht progressive Erhöhung, da dann für jeden Studenten ein massivster Aufwand nötig wird.
Ich weiss das tönt jetzt sehr kaltschnäuzig, aber es ist nicht „böse“ gemeint. Aus Effizienzgründen muss es auch nicht gut sein, dass soviele Menschen wie jetzt studieren. Obwohl Bildung ein Stück weit ein öffentliches Gut ist und es daher wohl wünschenswert ist wenn der Staat diese subventioniert, heisst dass nicht dass wir jetzt am „besten“ Punkt angekommen sind. Es kann gut sein dass zu viele Menschen studieren und es muss auch nicht schlecht sein wenn gewisse Menschen nicht studieren, da es sich für sie halt nicht Lohnt (sie verdienen zB nachher nicht genug um den Kredit zurückzuzahlen, sind nicht bereit während dem Studium zu arbeiten etc). Das hat nichts mit Chancengleichheit in dem Sinn zu tun, sondern damit, dass es sich für gewisse Studenten weniger lohnt zu studieren was aus Effizienzgründen wünschenswert sein kann. Chancengleichheit sollte man meiner Meinung nach über Kreditvergabe und Stipendien sicherstellen (hätte wie gesagt positive Effekt der Allokation von Humankapital).

Bezüglich Lebensmittelmultis:
Ich mein diese Betriebe sind nur sehr beschränkt das Resultats eines „freien Marktes“. Aber nehmen wir an sie wären es. Es ist durchaus vorstellbar dass diese Firmen eine optimale Grösse haben. Wie gesagt erreichen Firmen ihre Grösse aufgrund von Grösseneffekten/Skaleneffekten. Ist es profitabel für eine Firme grösser zu werden wird sie grösser, bis zu dem Punkt wo es nicht mehr profitabel ist. Theoretisch würde man dann unter idealen Bedingungen attestieren dass diese Firmen hier eine ideale Grösse erreicht haben. Dass es jetzt nur etwa 5-10 Firmen hiesse in diesem Fall nicht, dass mehr Firmen besser wären. Sondern es sind dann eben genau die Anzahl an Firmen die, welche die Güter am günstigsten produzieren. In der Regel kann man auch in der realen Welt davon ausgehen dass eine solche Anzahl an Firmen noch hinreichend gross ist um Anreize zu generieren Produkte möglichst günstig zu produzieren (Eintrittsgefahr neuer Firmen, Marktsegmentkämpfe etc). Nun, in der realen Welt ist das nicht ganz so simpel, da solche Firmen in der Regel direkt oder indirekt durch Regulierungen und Steuern subventioniert werden. Das bringt erhebliche Wohlfahrtsverluste mit sich. Was ich sagen will: die Unternehmensgrösse und die Anzahl der Unternehmen ist nicht zwingendermassen ein Indikator für ineffizienz (wobei man sagen muss, dass die Preise in Modellen mit zunehmender Firmenanzahl sinken) und man kann daraus auch nicht zwingend ableiten dass der Markt frei oder nicht frei ist.

Entschuldigt den Monsterpost, aber ist ne spannende Diskussion.