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Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen?
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Paxinor Offline
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Beitrag #5
Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen?
also erstens sind Rohstoffe so teuer wie noch nie, und werden es wohl auch bleiben...

Mich würde einfach interessieren wie der Mechanismus funktioniert, dass wir, also der Westen "auf Kosten" von Afrika leben. "auf Kosten von jemandem leben" ist ein ökonomisches Prinzip, und kein moralisches, und das sollte man nicht vermischen.

Imo vermischt man in diesen Diskussionen einfach viele Dinge in einem Topf um einen Pathos des "auf dem Buckel der Armen" lebenden Westens hochzustilisieren und da fühlen sich dann alle prima, weil es einem eine Erklärung liefert für das moralische dilemma von Ungleichgewichten, die man am besten noch auf irgendwelche "trasnnationalen evil Unternehmen" abschieben kann.

Und ich wehre mich sehr dagegen, dass ich irgendwelche "theoretischen" ansichten habe, ich finde im gegenteil diese ganze "auf kosten von xy leben" relativ theoretisch. Das problem ist nämlich einiges komplexer.

Ich bestreite nicht dass:

1. es massive ungleichgewichte gibt im Wohlstand auf dieser Welt
2. Dass westliche Firmen sich extremstens assozial verhalten in Afrika (primär weil sie es können)

Ich bestreite massivstens, dass der ausdruck "wir leben auf Kosten von xy" korrekt ist.

"auf kosten von jemandem zu leben" bedeutet folgendes:

Person A produziert ein Konsumgut und stellt es Person B unter Marktwert oder gratis zur Verfügung. Kinder leben auf Kosten ihrer Eltern. Sklavenhalter leben auf Kosten ihrer Sklaven. Wir leben nicht "auf Kosten" von Afrika. Es ist so einfach nicht Wahr.

In Afrika leben wohl einige wenige auf Kosten aller anderen Afrikaner. Aber Länder leben nicht auf Kosten von anderer Länder. (kann man btw. auch anhand der Handelsbilanzen erkennen).

Der Ursprung der Unterschiede kommt von massiven Produktivitätsunterschieden verschiedener Länder. Und wenn jemand dagegen ankämpft sind es "transnationale Unternehmen", ohne die es wohl noch schlechter wäre. Die schlechte Produktivität kommt wiederum von schlechten politischen, rechtlichen und kulturellen Voraussetzung. Es hat doch nichts damit zu tun, dass wir "auf kosten" von anderen leben.

Es gibt einen spezifischen Grund, warum ich so darauf herumreite: weil diese unterscheidung einen massiven Einfluss darauf hat, wie dieses Problem zu lösen ist. Wenn wir auf Kosten von Afrika leben würden, könnten wir einfach sagen "lass uns das stoppen, lass uns wie hippies leben und lasst uns dem Konsum abschwören" und Afrika sollte automatisch "wohlhabender" werden weil wir ja nicht mehr auf "ihre Kosten" leben. Obv. funktioniert es nicht so, also sollten wir das auch nicht behaupten.

Es ist sowieso eine völlig falsche Ansicht, das "reiche" in generellen einfach auf kosten von "armen" leben, weil ja nicht alle "reich" sein können. Das stimmt doch hinten und vorne nicht... es ist ja nicht so, dass Bill Gates irgendwie auf Kosten von uns lebt... sondern es ist eine wechselbeziehung zwischen dem, dass wir ihm einen teil unserer produzierten güter geben, damit wir von ihm Computersoftware abkaufen können.

Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wie man darauf kommt, dass es "unmöglich" ist, dass andere Länder auf das gleiche Wohlstandsniveau kommen könnte. Niemand weiss, was das für produktivitätsveränderungen hätte. jetzt ist es im moment so, dass perzufall in China billige elektronik hergestellt wird, und teure dienstleistung in der schweiz... aber das ist doch eine künstliche grenze, theoretisch könnten alle Länder gleich Arm/Reich sein, und es gäbe halt in jedem Land billige fabriken und teure dienstleistungsbetriebe... alles andere sind doch nur Devisenspielereien, die auf lange frist relativ neutral sind.

Das beste Beispiel ist doch China und die westliche welt. Ich habe vor 2 Wochen den claim in der shoutbox gehört, dass China auf "Kosten" von dem westen lebt, und jetzt höre ich von dir implizit das gegenteil, dass wir auf Kosten von China leben weil sie uns billige pcs liefern. Aber der Witz ist ja, dass es ein fairer tausch von Gütern ist langfristig... Solange alle ihre Schulden zurückzahlen, kann ja gar niemand auf "die kosten" von jemand anderem leben

Allgemein versteh ich sowieso nicht ganz, warum import/export so thematisiert wird... der Wohlstand eines Landes hängt ja primär vom Bruttoinlandprodukt ab... sprich güter, die man für sich selber produziert...

Ich mein wir können doch nicht voller pathos "billige rohstoffe, und teure nahrungsmittelpreise" anprangern, die irgendwie von ner "teuflischen kraft" hochgetrieben/spekuliert werden etc.

Diese Preise sind dezentrale Marktresultate und kein Wunschkonzert... Abgesehen davon, dass selbst wen die Rohstoffe um 100% teurer werden und Nahrung um 100% billiger, die BSPs von armen ländern kaum besser aussehen, mit n paar wenigen ausnahmen... (Umsatz ist ja Preis*Menge und nicht einfach nur Preis... doppelter Preis reduziert die nachgefragte Menge)

"also wie gesagt, ich war damals anfang 20 und ziemlich gut aussehend" - oh__mygod
09-30-2012 01:09 PM
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Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - Paxinor - 09-30-2012 01:09 PM

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