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Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen?
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M.P.Rator Offline
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Beitrag #28
Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen?
armi94 schrieb:Wir sehen ja, dass es Veränderungen auf lange Sicht gibt auch wenn der Konsum gleich bleibt, oder sogar steigt. Länder die stärker mit dem Westen handeln erfahren auch einen Technologietransfer der es den Leuten möglich macht ihre Interessen besser zu verfolgen (siehe naher Osten, China). Die wohl beste Lösung liegt darin Institutionen zu schaffen welche Menschen Optionen verschaffen (das Schaffen dieser Insitutionen muss aber wohl endogen erfolgen).
Agreed. Endogen wäre wohl am besten, die Länder können aber auch internationalen Institutionen beitreten. Aber wir sollten sicherlich nichts von aussen aufzwingen (zB Demokratie).

armi94 schrieb:Was ich bei dir spüre ist eine a priori Abneigung gegen Modelle der Ökonomie. Das ist oke, es wiederspiegelt den Zeitgeist. Allerdings wäre es wohl fruchtbarer wenn du dich damit ausführlich auseinandergesetzt hättest und DANN kritisch argumentieren würdest. Ich mein meistens liest man ein Buch à la "Schafft den Homo Oeconomicus ab" wos dann unstrukturiertes und uninformiertes geflame zum Thema gibt. Eine differenzierte Auseinandersetzung (offensichtlicherweise inklusive Kritik) mit der Materie findet kaum je statt. Es scheint generell eine grössere Abneigung gegenüber Ökonomischer Theorie zu geben als zum Beispiel gegenüber Soziologie, Psychologie etc. obwohl es da (mindestens) ebenfalls so grosse "Fehler" oder Angriffspunkte in der Theorie resp. den Theorien gibt (welche zudem extremst heterogen sind im vrgl. zur Wirtschaftstheorie).
Nein, da schätzt Du mich wohl falsch ein. Ich bin meistens der "Linke", der allen anderen Linken widerspricht und daraufhin immer voll in die rechte und neoliberale Ecke gerückt wird. :-)
Ich habe allerdings oft das Gefühl, dass selbst viele bürgerliche Politiker die Modelle der Ökonomie selbst nicht richtig checken und sie infolgedessen ideologisieren (wenn sie zB konsequent die negativen Externalitäten ignorieren).

armi94 schrieb:Um "gute" politische Massnahmen zu isolieren kannst du nicht normativ an Themen herangehen.
Doch, das gehört zur Politik. Ich bin zB für eine Obergrenze von Managerlöhnen. Und zwar nicht, weil ich das Gefühl habe, dass die Schweiz dann "gerechter" sein würde oder es der Unterschicht dann besser gehen würde... nein, ich bin einzig aus politischen Gründen dafür, weil man dann weitere Beschneidungen von Sozialmassnahmen besser verkaufen kann indem man hingeht und sagt: seht her, wir haben die Managerlöhne beschnitten, aber es reicht leider nicht, ihr müsst nun den Gürtel trotzdem etwas enger schnallen und auf die diesjährige Lohnerhöhung verzichten (oder so). Strenggenommen sind tiefere Managerlöhne bloss ein Tropfen auf den heissen Stein, aber man kann danach alle anderen Massnahmen besser verkaufen. Das ist Politik imho.

Paxinor schrieb:genau... und warum sind die Embargos umstritten? weil man vermutet, dass das einstellen des Konsums aus dem Westen das Regime noch zementiert... und eben nicht destabilisiert! Wenn deine these davon, dass wir "schuld" sind mit unserem konsum stimmen würde, müssten Embargos einen klar positiven effekt haben
Nun, es ist komplizierter als das. Embargos sind nicht gleich Embargos und jedes Land ist verschieden. Wenn es die Herrschenden verstehen, die Notlage der Bevölkerung dem Westen/Norden in die Schuhe zu schieben, dann bringen Embargos in der Tat nix, sondern führen im Gegenteil noch zu einer Burgmentalität.
Ich würde Embargos nicht generell als Scheisse einstufen. Aber die meisten real existierenden Embargos sind in der Tat Kacke, da gebe ich Dir recht.

Paxinor schrieb:sorry aber diese Studien will ich sehen. Und zwar nicht eine Studie, dass Ressourcenreiche Länder ab und zu korrupt sind und es auch bleiben, weil ein Günstlingssystem entsteht. Sondern eine Studie die belegt, dass ein Günstlingssystem auf positive Art destabilisiert wird, wenn die Ressourcen ausgehen bzw. nicht mehr gekauft werden.
Ersteres hätte ich Dir besorgen können, Letzteres gibt's afaik nicht. Wird's wohl auch nie geben, da viel zu viele Variablen mitspielen und die interessierenden Faktoren nicht isolierbar sind.

Paxinor schrieb:Ehm NEIN? mit welcher Begründung sollen denn den Geknechteten besser gehen, wenn die Franzosen diese Güter nicht kaufen? Der Konsument profitiert nicht auf dem Rücken der geknechteten, sondern der Knechter profitiert auf dem Rücken der geknechteten... Das einzige was man an diesem Problem ändern kann, ist dass der Knechter seine Gewinne effektiv an die Arbieter abgibt. BIP pro Kopf des Afrikanischen Landes bleibt genau gleich, und der Konsument kauft immer noch die Güter. (und komm nicht mit dem argument, dass die produkte teurer wären, das würde das BIP pro Kopf auch nicht erhöhen ohne charity)

Der Französische Konsument hat einfach keine schuld, weil er am Ende des Tages einen ökonomisch fairen Preis bezahlt. Je nach dem wird dem Arbeiter seine Produktivitätsrente geraubt, welche dann der Knechter einsteckt, aber da kann der Konsument nix dagegen tun, und es ist auch nicht "sein" Problem. Btw. mag das resultierende BIP pro Kopf aus den ökonomisch fairen Preisen nicht moralisch fair sein, aber das Problem muss man mit nem produktivitätsboost oder halt kurzfristig mit charity lösen... Aber es gibt keinen Ort in der Kette, wo der Konsument die möglichkeit hätte den outcome zu beinflussen. Es ist einfach nicht wahr...
Okay, klingt plausibel. Jedenfalls in der Theorie, in der wir davon ausgehen, dass Frankreich niemals gegen die Interessen der Geknechteten Partei ergreift und die Knechter nicht aktiv dabei unterstützt, die Geknechteten weiter zu knechten. Ich beschuldige niemanden, ich sach's nur.

Paxinor schrieb:Ich mach dir gerne noch ein weiteres Beispiel:

Insel mit 1 despoten, der alles land besitzt und einen grossen goldhaufen, und 99 einwohner: er verspricht 9 einwohner gold, wenn sie die anderen 90 dazu zwingen zu hungerlöhnen auf seinem Land Kaffee anzubauen, dass er exportieren kann, um sich mehr gold zu kaufen. Er verkauft den Kaffee an Frankreich, kriegt Geld dafür, kauft mit dem Geld Gold, ernährt knapp sein Arbeiter, und gibt den 9 einwohnern ihren Lohn Goldlohn und die 9 Arbeiter und er werden immer reicher auf kosten der anderen 90.

Jetzt kommt Frankreich à la MP Rator und sagt wir finanzieren diesen Despoten, lass uns Kaffee woanders einakufen. Despot sagt sich fuck, lässt alle Kaffeplantagen abreissen und baut weizen an und baut ne fabrik, die luxusgüter produziert. Er sagt seinen 9 Günstlingen: der grosse Reichtum ist vorbei, aber ich weiss einen ausweg: wir lassen die Arbeiter noch n wenig mehr hungern, produzieren dafür aber selber luxusgüter nur für uns. Ihr kriegt weniger Lohn als vor dem Frankreich Embargo, aber ihr habt die wahl: zu den arbeitern gehören, denen es noch schlechter geht als vorher, oder wenigstens die Luxusgüter unserer Fabrik zu bekommen.
Gut, gekauft. Jedenfalls in diesem vereinfachtem Beispiel.

Paxinor schrieb:Imo "willst" du dich einfach emotional schlecht fühlen, dass du zu den "1%" gehörst oder whatever, und andere nicht, und darum magst du auch leute nicht, die sich nicht schlecht fühlen. du wirfst auch mir implizit vor, dass ich mich nicht interessiere für das wohl der anderen, oder dass es mir egal ist, aber das stimmt nicht...
Hmm nein, da unterschätzt Du mich wohl. Ich mache sicher keinen Lifestyle aus meiner Moral, auch wenn's für viele, die mich nicht so gut kennen, vielleicht auf den ersten Blick so aussieht (Mein Vegetarismus passt ja auch bestens in dieses Bild ;-) ). Und ich schätze Dich keineswegs gefühlskalt ein, wie Du jetzt vielleicht denkst.

Bon, ich habe wieder eine Menge dazugelernt.

Entspricht denn Dein Plan nicht im grossen Ganzen dem Washington Consensus? Würdest Du den WC in Südamerika als erfolgreich bezeichnen? Oder, falls nicht, liegt es vorallem daran, dass sich die USA nicht an ihre eigenen Spielregeln halten (zB bei den Agrarsubventionen)?
10-02-2012 05:49 PM
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Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - M.P.Rator - 10-02-2012 05:49 PM

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