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US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
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Attila Offline
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Beitrag #1
US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
Quelle: XING - Gruppe: Poker in Deutschland

US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel

In einem steuerlichen Rechtsstreit würde die Frage gestellt, ob Poker ein Glückspiel sei oder nicht. Dazu wurde ein Sachverständigengutachten erstellt.

Im Ergebnis kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass jedenfalls Turnierpoker kein Glücksspiel sondern ein Strategie- und Geschicklichkeitsspiel („game of skill“) ist – genau wie Golf.

Im Einzelnen:

Ausgangspunkt ist die Annahme, dass es sich bei einem Turnier-Buy-in dann um einen Wetteinsatz handelt, wenn Turnierpoker ein Glücksspiel darstellt. Das Gutachten geht sodann von folgender Definition des Glücksspiels aus:

- Es erfolgt ein Spieleinsatz.
- Hierdurch erwirbt der Spieler eine Gewinnmöglichkeit.
- Das Ergebnis hängt überwiegend vom Zufall und nicht vom Können des Spielers ab.

Nach Meinung der Gutachter ist die letztgenannte Bedingung beim Turnierpoker nicht erfüllt. Pokerturniere seien keine Wettveranstaltungen, sondern Wettbewerbe, bei denen letztlich der Spieler mit dem größten Können siege. Dies ergebe sich insbesondere aus folgenden Tatsachen:

Eine Pokerhand wird nur in den seltensten Fällen bis zum „showdown“ gespielt. In 80 % der im Verlauf eines Pokerturniers gespielten Hände wird der „pot“ bereits vor dem „showdown“ allein durch das Setzverhalten der Spieler bzw. dadurch gewonnen, dass alle Mitspieler – bis auf einen – die Hand aufgeben, indem sie ihre Karten „folden“. In den weit überwiegenden Fällen wird also der Spielausgang nicht durch ein zufälliges Ereignis (Kartenverteilung/„showdown“), sondern durch Aktionen im Rahmen der Setzrunden entschieden.

Daraus folgt gleichzeitig, dass die jeweiligen Einsätze der Spieler keine „Wett-“ Einsätze darstellen. Denn die Spieler setzen in erster Linie nicht darauf, am Ende die beste Hand zu halten. Vielmehr ist das primäre Ziel der Einsätze, auf das Verhalten der Gegenspieler Einfluss zu nehmen. Es stehen also strategische und auch psychologische Beweggründe im Vordergrund. Ferner ist Intuition und Menschenkenntnis gefragt, um das Verhalten der Gegenspieler richtig zu deuten.

Der traditionell verwendete Begriff „bet“ für den Spieleinsatz ist vor diesem Hintergrund irreführend bzw. schlicht falsch. Tatsächlich handelt es sich aus o.g. Gründen nicht um einen Wetteinsatz.

Zwar räumt das Gutachten ein, dass auch eine Glückskomponente vorhanden ist. Das Können der jeweiligen Spieler dominiere jedoch bei Weitem, wenn es darum gehe, welche Spieler sich am Ende in den Geldrängen platzieren.
Es gibt beim Poker bestimmte Strategien, die – jedenfalls mittel- und langfristig – anerkanntermaßen gewinnbringend sind. Dies wird schon durch die unüberschaubare Menge an Literatur deutlich, die sich ausschließlich mit verschiedenen Turnierstrategien beschäftigt. Im Verlaufe eines Pokerturniers werden zudem den (erfolgreichen) Spielern ständig komplizierte Entscheidungen abverlangt, die nichts mit Zufall zu tun haben, sondern in die unter anderem folgende Aspekte einzubeziehen sind:

- Berechnung von Wahrscheinlichkeiten
- zu erwartende Reaktionen der Gegenspieler
- Anzahl der eigenen Chips im Verhältnis zu denjenigen der Gegenspieler
- Spielposition innerhalb einer Hand
- Aktionen der Spieler, die vorher agiert haben.
- Stadium des Turniers (Anfangsphase, Geldränge in Reichweite/„bubble“, „final table“)

Schließlich wird darauf hingewiesen, dass die Teilnehmer eines Pokerturniers auch von Händen profitieren können, an denen sie aus strategischen Gründen selbst überhaupt nicht beteiligt sind. Diese Strategie ist vor allem im Stadium eines Turniers zu beobachten, wenn nur noch wenige Spieler ausscheiden müssen, bevor die übrigen Spieler die Geldränge erreichen. Ein solches Spielverhalten bzw. eine solche Strategie hat mit Glück nichts zu tun.

Das Gutachten geht ferner von der These aus, dass ein Strategiespiel sich dadurch auszeichnet, dass es bessere und schlechtere Spieler gibt und dass die besseren Spieler gegen die schlechteren langfristig gewinnen. Bei Glücksspielen ist dies hingegen nicht der Fall.

Um diese These auf Poker anzuwenden bzw. zu prüfen, wurden verschiedene Computerprogramme mit unterschiedlicher Komplexität erstellt. Jene Computer traten anschließend in einer vereinfachten Form des Texas Hold'em gegeneinander an. Das Ergebnis war eindeutig:

Der Computer, der seine Entscheidungen nur zufällig traf, wurde Letzter. Je komplexer die programmierte Spielstrategie war (z. B. Berechnung von Odds und Outs, gelegentliches Bluffen, Einbeziehung des Spielstils des Gegners), desto besser schnitt der jeweilige Computer ab. Der Computer mit den größten strategischen Fähigkeiten landete dementsprechend auf dem ersten Platz.

Das Gutachten geht sogar so weit, Pokern mit Golf zu vergleichen und hinsichtlich des „skill“-Faktors gleichzusetzen.
Zum einen gewinnen beim Golf – welches unstreitig kein Glücksspiel ist – ebenfalls die besseren gegen die schlechteren Spieler.

Zudem zeigt ein Vergleich der WSOP- und der PGA-Statistiken auffällige Parallelen im Hinblick auf die Anzahl der verschiedenen Sieger und die Anzahl der Teilnehmer, die ihren Sieg wiederholen.

Fazit:

Eine weitere Stimme, die für die Einordnung von (Turnier-)Poker als Geschicklichkeitsspiel spricht. Zwar bezieht sich das Gutachten auf einen Fall in einem fremden Rechtssystem. Die o.g. Definition des Glücksspiels ist in dem wesentlichen Punkt jedoch mit der strafrechtlichen Definition des Glücksspiels in Deutschland identisch:

Ein Glücksspiel liegt dann vor, wenn das Spielergebnis überwiegend vom Zufall abhängt und das Können und die Geschicklichkeit des Durchschnittsspielers somit eine untergeordnete Rolle spielen.

Da also die Definitionen des Glücksspiels identisch sind, lassen sich dem Gutachten auch für den deutschen Rechtsraum einige gute Argumente entnehmen.
05-13-2009 01:10 PM
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Paxinor Offline
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Beitrag #2
Re: US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
haha

government people are idiot people

"also wie gesagt, ich war damals anfang 20 und ziemlich gut aussehend" - oh__mygod
05-13-2009 01:14 PM
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Attila Offline
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Beitrag #3
Re: US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
Schon klar, dass du den Kopf schüttelst, aber die Argumentation ist dennoch interessant, insbesonders die Computersimulation. Zudem ist es ja nur ein Gutachten und kein Gerichtsurteil. Darüber steht nämlich nichts.

Übrigens: wenn ich mit meinen Kids pokere, dann muss ich mich schon sehr anstrengen um zu verlieren. Ok, die Kids haben keine Ahnung von Potodds und ein Ass in der Hand ist einfach toll. Aber auch da müsste man ja sagen, dass sie von Zeit zu Zeit mal gewinnen müssten, wenn Poker ein reines Glücksspiel ist.

-- Attila
05-13-2009 01:28 PM
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Paxinor Offline
Administrator

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Beitrag #4
Re: US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
Attila schrieb:Schon klar, dass du den Kopf schüttelst, aber die Argumentation ist dennoch interessant, insbesonders die Computersimulation. Zudem ist es ja nur ein Gutachten und kein Gerichtsurteil. Darüber steht nämlich nichts.

-- Attila

ja es ist ein perfektes beispiel wie man kompliziert und hochstehend was nutzloses machen kann.

ich sag nur eins: roulette fällt durch dieses prüfprogramm auch nicht durch, und es hängt noch mehr von geschicklichkeit ab

"also wie gesagt, ich war damals anfang 20 und ziemlich gut aussehend" - oh__mygod
05-13-2009 01:28 PM
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DeusDeorum Offline
#deus_hat_recht

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Beitrag #5
Re: US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
Hoi Attila
Mach das jetzt auch nicht immer, aber muss Paxinor recht geben.
Deine Studie, die du hier postest, hast du schon http://www.raise.ch/forum/viewtopic.php?f=29&t=6743 hier gepostet.
Es ist einfach völlig abstrus, anzunehmen, dass 80% per der Hands NoSDW gespielt werden. Schon gar nicht in einem Turnier...Und auch wenn, das beweist überhaupt nicht, ob das Spiel etwas mit Geschick oder Glück zu tun hat.
Wegen dem Computer: Da hat Pax in seinen letzten beiden Blogeinträgen auf PA.ch sehr gute Beispiele geliefert, warum ein NL Bot niemals (bei heutigem Stand) das Spiel beaten kann - im Gegensatz zu nem FL Bot. Deswegen sind auch die Annahmen, die diese Leute getroffen haben, eher mit Vorsicht zu geniessen und zeugen eher von Inkompetenz als Sachverstand (Nein, ich habe nicht genau kapiert, was Reto in den Posts mathematisch beschrieben hat, aber logisch hats durchaus Sinn gemacht...)

Edit: Zum letzten Punkt, von wegen die gleichen Spieler holen die Bracelets. Habe einen Research gestartet und folgendes Ergebnis erzielt:
die 100 erfolgreichsten Bracelet Gewinner an der WSOP haben zusammen 340 von 754 Bracelets geholt.
Allerdings geschah dies (wenn ich mich nicht total verrechnet habe...) vor allem in den ersten 30 Jahren. Seit dem Jahr 2003 gewannen knapp 1% aller Spieler mehr als 1 Bracelet (das ist das Jahr, in welchem die Spieleranzahl exorbitant in die Höhe geschnellt ist)
05-14-2009 12:39 AM
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Attila Offline
Posting Freak

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Registriert seit: Oct 2006
Beitrag #6
Re: US-Gutachten: Poker ist kein Glückspiel
Ich muss da nur eine Kleinigkeit richtigstellen: Ich poste diese Artikel mit Quellenangabe. Ist also nicht "meine" Studie, sondern halt einfach das, was man im Netz findet. Ich glaube mathematischen Berechnungen durchaus, auch wenn ich es nicht direkt selber nachvollziehen kann. Vielleicht eben gerade darum (weil wohl >99% der Spieler es mathematisch nicht verstehen), sind die anderen Argumente um so einleuchtender. Andererseits bin ich im Gegensatz zu Paxinor durchaus für eine Liberalisierung von Poker. Nicht nur Turniere, sondern eben auch Cashgames und andere Pokervarianten. Wobei wir uns da ja einig sind, dass eben gerade CG weniger mit Glück zu tun haben als Turniere. Wie auch immer. Ich finde an den Studien einfach die Argumentationen interessant.

-- Attila
05-14-2009 01:21 AM
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