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Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen?
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M.P.Rator Offline
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Beitrag #13
Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen?
Gut, wir sind uns also soweit einig, dass viele Arbeiter in China und Afrika ausgebeutet werden, und zwar von lokalen Menschenschindern. Weniger einig sind wir uns darüber, ob wir an diesen Zuständen eine Mitschuld tragen oder nicht. Meiner Meinung nach schon, aber natürlich ist es schwierig bis unmöglich, diese zu quantifizieren. Jedenfalls unterstützen wir direkt oder indirekt die Assis vor Ort bzw. die Zwischenhändler und -firmen, die 0 fucks darauf geben.

Niemand redet von Sanktionen, Embargos oder Einmarschieren, um diese Zustände zu ändern. Nützliche Instrumente existieren bereits, zB Fairtrade. Oder aber man beschliesst international gültige Mindeststandards zB im Rahmen der UNO, was natürlich sehr sehr unwahrscheinlich ist. Bzw. hat die ILO schon Standards definiert (iirc), die aber natürlich nicht von der ILO enforced werden können. Mit Mindeststandards meine ich NICHT einen Mindestpreis für bestimmte Güter. Ich meine damit, dass Arbeiter ein menschenwürdiges Leben leben können. Das beinhaltet zB eine Obergrenze für die Arbeitszeit pro Tag, Atemschutze für Minenarbeiter, Schutzbekleidung für Gerber, Schutz vor giftigen oder gefährlichen Substanzen und Umgebungen ganz allgemein, eine zumutbare Unterkunft falls die Arbeiter auf dem Gelände übernachten, zumutbare sanitäre Anlagen, Schutz vor Krankheiten und Infektionen, eine Unfallversicherung, Abschaffung von Sippenhaft und Erbschuld, Bezahlung in GELD und nicht in betriebseigenen Bons,.... die Liste ist noch ausbaubar. Sind eigentlich alles Selbstverständlichkeiten, sollte man meinen. Entspricht aber leider längst nicht überall der Realität.

Wenn sich Menschen freiwillig in Arbeitsverhältnisse begeben, die die meisten genannten Punkte nicht erfüllen, kommt imho das Pistole-an-Schläfe-Beispiel der Situation sehr nahe. Wir als Endverbraucher tragen eine gewisse, ungenau definierbare Mitverantwortung an den Zuständen, da wir von den künstlich niedrigen Preisen profitieren, die nur möglich sind, weil die lokale Bevölkerung ausgebeutet wird.

Ein "moralisch fairer Preis" ist dann ziemlich genau das, was Fairtrade bereits vormacht. Ist mir schon klar, dass der Begriff ökonomisch keinen Sinn macht. Aber es ist doch eigentlich trotzdem nicht schwer zu verstehen, was damit gemeint ist. Demokratie und Rechtsstaat wären natürlich auch schön, sind aber zur Ausübung von Fairtrade gar nicht zwingend nötig.

Paxinor schrieb:hast du jemals diesen text mit der unsichtbaren hand gelesen? Ökonomen geht seit tag 1 davon aus, dass es an den menschen liegt, voraussetzungen zu schaffen, dass Ökonomie funktioniert. Stichwort Property rights, Persönlichkeitsrechte, nachhaltigkeit etc. Ich muss dir hier leider wirklich unterstellen, das du eine sehr verzerrte wahrnehmung davon hast, was ökonomen unter "freien märkten" verstehen. (btw. die meisten ökonomischen gesetze gelten auch in nicht freien märkten)
Nope, ich habe das Original nie gelesen. Kenne dazu nur Sekundärliteratur. Meine Kritik richtet sich dennauch auch nicht gegen Adam Smith selbst, sondern eben gegen die verzerrte Interpretation der Unsichtbaren Hand, die heute noch vielerorts vorherrscht, vorallem bei Frei-Markt-Ideologen jehnseits des Atlantiks. Aber leider auch bei vielen Vertretern von schweizer Unternehmen, denen entweder das Verständnis von der Dynamik der Globalisierung fehlt, oder die bewusst aus Eigeninteresse ihre Sichtweise auf die Schweiz reduzieren.
10-01-2012 10:01 AM
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Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - M.P.Rator - 10-01-2012 10:01 AM

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