Passwort vergessen?   -   Registrieren

Paxinors kleine Abhandlung über "Was ist Geld"
Verfasser Nachricht
YrrsiN Offline
Posting Freak

Beiträge: 1,832
Registriert seit: Feb 2008
Beitrag #12
Re: Paxinors kleine Abhandlung über "Was ist Geld"
Mich nimmt es wunder was bei Euch in Basel gelehrt wird, denn Graeber behauptet etwas anderes. Ich zitiere mal ein paar Sätze aus dem Buch:

"Wenn zum Beispiel Ökonomen von den Ursprüngen des Geldes sprechen, sind Schulden immer so etwas wie ein nachträglicher Gedanke. Erst kommt das Tauschgeschäft, dann das Geld; der Kredit taucht erst später auf."

"Ökonomen nennen üblicherweise drei Funktionen des Geldes: Tauschmittel, Rechnungseinheit und Wertaufbewahrungsmittel. Alle ökonomischen Lehrbücher behandeln die erste Funktion als die wichtigste. Hier ein sehr typischer Auszug aus Economics von Case, Fair, Gärtner und Heather (1996): ... Die Alternative zur Geldwirtschaft ist Tausch, Menschen die Güter und Dienstleistungen direkt, ohne Umweg über das Medium Geld, gegen andere Güter und Dienstleistungen tauschen."

"Wir wissen, steht da (in den Lehrbüchern) zu lesen, dass es in der Geschichte einmal eine Zeit gab, in der Geld nicht existierte. Wie muss das damals gewesen sein? Nun, stellen wir uns ein Wirtschaftssystem vor ähnlich wie unser heutiges, nur ohne Geld. Das muss sehr unpraktisch gewesen sein! Ganz sicher haben die Leute das Geld erfunden, weil es praktisch war. Für Ökonomen beginnt die Geschichte des Geldes immer mit einer Fantasievorstellung einer Welt mit Tauschhandel. Das Problem ist, wo wir diese Fantasievorstellung räumlich und zeitlich unterbringen sollen."

"Smith' Argumentation verdient es, im Detail dargelegt zu werden, weil sie der grosse Gründungsmythos der Wirtschaftswissenschaften ist, wie ich es nenne. Er beginnt mit der Frage, was die Grundlage des wirtschaftlichen Lebens im eigentlichen Sinn ist, und spricht von der "natürlichen Neigung des Menschen, zu handeln und Dinge gegeneinander auszutauschen". Tiere tun das nicht. ... Dagegen werden Menschen, wenn sie auf sich selbst gestellt sind, unweigerlich anfangen Dinge zu tauschen und zu vergleichen. ... Der Drang zum Tauschhandel schafft wiederum die Arbeitsteilung, die am Anfang aller menschlichen Leistungen und Kultur steht. Hier wechselt die Szene in ein anderen bei Ökonomen beliebtes fernes Märchenland - anscheinend eine Mischung aus nordamerikanischen Indianern und zentralasiatischen Hirtennomaden."

"In Schulbüchern und Museen bringen wir sie Kindern bei. Jeder kennst sie. "Es war einmal eine Zeit, da gab es Tauschhandel. Das war schwierig. Deshalb erfanden die Menschen das Geld. Und nach dem Geld kamen Banken und Kredite". Die Entwicklung ist ganz einfach und geradlinig, sie bewegt sich auf immer mehr Raffinesse und Abstraktion zu, und das führte die Menschheit logisch und unausweichlich von der Steinzeit, als man Mamutstosszähne tauschte, zu Aktienmärkten, Hedgefonds und verbrieften Derivaten."
12-12-2012 03:45 PM
zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Re: Paxinors kleine Abhandlung über "Was ist Geld" - YrrsiN - 12-12-2012 03:45 PM

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt | raise.ch | Nach oben | Zum Inhalt | Archiv-Modus | RSS-Synchronisation
Deutsche Übersetzung: MyBBoard.de, Powered by MyBB, © 2002-2024 MyBB Group.
Designed by © Dynaxel