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Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - Druckversion

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Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 12-26-2012 11:21 PM

@Rator
Kann zu dem Thema Freakonomics empfehlen, bringt es imo in einem Kapitel gut auf den Punkt (evtl wars auch Superfreakonomics). Sowieso beide Bücher sehr empfehlenswert.

@Märchy
Gibt wohl keine einfache Antwort darauf. Bestenfalls würde ich versuchen Artikel zu kaufen wo du weisst, dass die Arbeitsbedingungen deinen Vorstellungen entsprechen und würde aus Drittweltländern kaufen wenn du "Gutes" tun willst. Ist wohl im Zweifelsfall auch besser unter schlechteren Umständen produzierte Drittweltprodukte zu kaufen, hängt aber stark von deinen moralischen Vorstellungen ab (weil du verteilst um im Vrgl. zur Situation wo du im Westen kaufst). Würde mich daher auf Labels konzentrieren die "saubere" Arbeitsbedingungen überprüfen.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - Paxinor - 01-04-2013 11:16 PM

Zitat:Hmm. Investition würde ich als eine Anlagestrategie bezeichnen, welche einen ziemlich eindeutigen positiven Erwartungswert besitzt, währenddem die Spekulation eine Strategie ist, welche eine viel höhere Varianz aufweist (und dementsprechend viel risikobehafteter ist) und nicht zwingend einen positiven Erwartungswert hat und dementsprechend von risikoaffinen Personen genutzt wird.
Aber wie du siehst hab ich mir dazu ehrlich gesagt noch keine grossen Gedanken gemacht.

ich will diese Quote hier benutzen um ein paar Dinge zu addressieren, die wie ich finde nicht richtig verstanden werden.

eine Investition, eine Spekulation wie man immer sie auch nennen mag beruht immer auf eine Finanztransaktion zwischen zwei Agenten/Personen. Das bedeutet am ende des tages, dass irgendwelche cashflows gehandelt werden (ich gebe dir heute geld für eine aktie, die mir morgen und übermorgen geld auszahlt z.B.). Im gegensatz zu Gütern ist es ziemlich schwer eine win-win situation herzustellen bei so einem handel. (das argument risikoallokation ignorieren wir jetzt mal weil es für meine Argumentation irrelevant ist)

Am ende des Tages ist es nämlich ziemlich einfach: des einen Verlust ist des anderen gewinn. Wenn ich also sehe, dass eine Investition +EV ist, und eine spekulation eher minus EV mit hoher varianz, dann frag ich ich: muss jeder Investor einen spekulaten finden? weil wenn ich investiere, z.B. ne Aktie kaufe mit "+EV" dann muss es ja für den typen, der mir die aktie verkauft minus ev sein... ist der dann ein spekulant? wenn zwei spekulanten gegeneinander spekulieren, wer ist dann +EV? und wenn der eine investor dem anderen was abkauft, wer ist dann -EV?

Imo ist es eine klare fehlannahme dass viel geld bedeutet, damit noch viel mehr geld zu verdienen. Kreditmärkte sind offene, kompetitive märkte... es gibt viele leute die geld haben und es verleihen wollen, und es gibt viele leute die kein geld haben und es leihen wollen. Es kann nicht sein, dass leute die viel geld haben, dieanderen "squeezen" können, weil einfach geld (=cash =banknoten) halten sehr sehr -ev ist. Man muss also geld verleihen

jeder von uns macht das ja, in dem er all sein geld auf dem bankkonto hat... und eins ist sicher: geld für 50 jahre aufm bankkonto zu lassen ist nicht gross wertvermehrend, wenn man alle kosten miteinbezieht... (und damit meine ich primär die inflation, die sehr sehr oft vergessen wird)

und dann stellt sich die frage: wenn das nicht gross wertvermehrend ist, es leute aber trotzdem tun, wird es vermutlich auch keinen anderen "todsicheren" weg geben das geld sonstwo mehr zu vermehren

reichtum ist sehr sehr flüchtig, gerade über mehrere generationen.... geld zieht nicht noch mehr geld an... eher umgekehrt Smile


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - YrrsiN - 01-25-2013 05:33 PM

Sparkonto-Anlagen machen deiner Meinung nach also keinen Sinn? Ich hab auch keine Ahnung wieviel Geld prozentual auf diesen Kontos liegen. Aber es geht auch nicht hauptsächlich darum, dass man heutzutage reich wird, indem man ausschliesslich auf der Bank hortet.
Es geht doch vielmehr um die ganzen Privilegien die Reiche gegenüber "normalen" Personen haben (Einflussmöglichkeiten durch Lobbyismus, Grössere Vernetzung und somit grösserer Informationsgewinn, Steuergeschenke an reiche Ausländer, o.ä.). Und Leute die viel Geld besitzen und es verleihen wollen, sitzen doch immer am grösseren Hebel, als Leute, die das Geld unbedingt brauchen!?!

Was meinst du/ihr dazu, um mal wieder konkreter zu werden: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2012/Henn.pdf">http://www.kritischer-agrarbericht.de/f ... 2/Henn.pdf</a><!-- m -->


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 01-25-2013 08:02 PM

Ja sie sitzen am längeren Hebel aber das ist insofern nicht entscheidend, als dass der andere den Handel bei vorhandenen geschützten Besitzrechten nicht einzugehen braucht (er wird ihn, so die Annahme, nur eingehen wenn die erwarteten Vorteile die erwarteten Nachteile überwiegen).

Auf dem Sparkonto anzulegen ist in der Tag ein unglaublich schlechtes Investment wenn man aus vergangenen Returns Vorhersagen über zukünftige Returns trifft.

Die von dir eingebrachte Lobbyismus Problematik gibt es imo, allerdings wird mir persönlich da viel zu einseitig argumentiert oftmals (ausklammern bestimmter Lobbyinggruppen die zwar aus Wohlfahrtsbetrachtung nicht "besser" agieren zB Bauern, zt Gewerkschaften etc, die aber "sympathischer" sind (verständlich) und bei Bauern wird extrem viel aufgewendet (grösster Ausgabenpunkt der EU afaik) und das kostet vor allem auch Drittweltländer viel).

Btw noch die Seite bzgl Wirtschaft des Autoren:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.markus-henn.net/wirtschaft.html">http://www.markus-henn.net/wirtschaft.html</a><!-- m -->
Seine "Kritik" scheint mir die relativ übliche Kritik zu sein, die angebracht wird aber für die Wirtschaftstheorie an sich oftmals gar nicht relevant ist oder von dieser nicht einmal tangiert wird.


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - Paxinor - 01-25-2013 08:57 PM

armi94 schrieb:Auf dem Sparkonto anzulegen ist in der Tag ein unglaublich schlechtes Investment wenn man aus vergangenen Returns Vorhersagen über zukünftige Returns trifft.

ich bin da extrem anderer meinung, das mal als teaser... Smile werd dann alles in nem schönen post zusammenfassen, falls zeit....


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 01-26-2013 05:21 PM

Passt imo ganz gut zum Thema da der Begriff Wirtschaft/Wirtschaftstheorie ja relativ oft hier rumschwirrt daher ufgrund u.a. von YrrsiN's und meinem Interesse am Thema hier noch der

Kommentar zu Henn’s „Wirtschaft“ (vrgl.: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.markus-henn.net/wirtschaft.html">http://www.markus-henn.net/wirtschaft.html</a><!-- m -->)

1) Imo ziemlich treffend und wird genauso impliziert durch vorhandene Besitzrechte und der daraus folgenden einzigen Möglichkeit des Austausch von Gütern durch Handel.

2) Kooperation auf individueller und auf Firmenebene kann positive Effekt haben, auf Firmenebene führt Kooperation im Sinne von Kartellen aber zu Wohlfahrtsverlusten. Wirtschaftstheorie fällt desweiteren kein Urteil darüber ob etwas Bestimmtes erstrebenswert ist oder nicht. Das entscheiden unter Standardannahmen die Individuen selbst und handeln so, dass sie ihre Wünsche möglichst befriedigen.

3) Offensichtlicherweise kann Konkurrenz Kooperation überlegen sein, weil sie dazu führen kann, dass Firmen ihre Ressourcen bestmöglich einsetzen und möglichst wenig/nichts verschwenden (Effizienz).

4) Gewinnstreben ist NICHT das erste Prinzip der Wirtschaftstheorie (es gibt kein erstes Prinzip). Es wird in den Standardannahmen der Wirtschaftstheorie lediglich unterstellt dass Firmen (respektive die Individuen die diese besitzen) gewinnmaximierend agieren. Dass dies nicht immer der Realität entsprechen muss ist intuitiv einleuchtend. Das allein impliziert aber noch nicht, dass es keine genügend Gute Annahme für theoretische und empirische Zwecke ist.

5) Ob die Chinesen dem Markt die „richtigen“ Grenzen setzt wage ich stark zu bezweifeln.
6) Begreife die Aussage resp. den Sinn dieser nicht wirklich.

7) Die Annahmen der Wirtschaftstheorie unterstellen KEINE objektiven Werte. Im Gegenteil, jeder Wert der ein Individuum einem Gegenstand zuordnet wird als subjektiv und von den Präferenzen des Individuums abhängig betrachtet. Die Summe der individuellen Wertschätzungen gibt Aufschluss über die aggregierte Wertschätzung (zumindest theoretisch). Die Entscheidung über die Allokation von Ressourcen mag problematisch sein im Sinne des Ressourcenaufwands die für diese Entscheidung benötigt werden (Rechenkapazität). Die Annahmen der Wirtschaftstheorie unterstellen in der Regel, dass Menschen ihre Präferenzen kennen und jeweils zwei Konsumbündel logisch ordnen können (gemäss ihren Präferenzen). Der Wert dieser Konsumbündel (z.B. in Nutzeneinheiten) ist arbiträr, das einzige was die Wirtschaftstheorie unterstellt ist das Menschen ordinal zwischen Güterbündeln in einer logischen (Transitivität) Weise unterscheiden. Allein aus anekdotischer Sicht scheint mir das eine vernünftige Annahme für viele Fälle.

8) Die Wirtschaftstheorie (die Theorie und nicht unbedingt die Empirie) benötigt KEINE messbaren Werte. Ein aus ökonomischer Sicht völlig rationaler Agent könnte zum Beispiel religiös sein. Das ist völlig abhängig von Präferenzstrukturen die als gegeben betrachtet werden.

9) Dieser Punkt hat meiner Meinung nach eine gewisse Rechtfertigung. Allerdings ist man sich dieses Problems meines Wissens nach bewusst. Man muss allerdings klarstellen dass die Wirtschaftstheorie (Volkswirtschaftslehre!) keine Handlungsempfehlungen abgibt sondern lediglich Annahmen über Verhaltensweisen trifft (also nicht: „Maximiere den Gewinn, Firma!“ Sondern „Eine vernünftige Annahme um das Verhalten von Firmen zu beschreiben scheint Gewinnmaximierung zu sein.“).

10) Die Literatur zu dem Thema zeigt dass Menschen systematisch Fehler machen auch bezüglich dessen was sie glücklich macht. Das kann ein Problem in spezifischen empirischen Anwendungen sein, stellt aber die Folgerungen basierend auf den Annahmen nicht in Frage (eher die Annahmen selbst). Man muss meiner Meinung nach viele der Annahmen der Wirtschaftstheorie als Approximation sehen und für empirische Zwecke reichen sehr schwache Annahmen (z.B. kurzfristig stabile Präferenzen zusammen mit Erwartungsnutzenmaximierendem Verhalten inkl. zufälligen Fehlern) aus.

12) Aufgrund der bereits genannten Argumente ist dies auch nicht „Aufgabe“ der Wirtschaftswissenschaften, sondern in der Regel eher Psychologen und Soziologen zu überlassen welche sich mit solchen Fragestellungen schon länger und intensiver befassen.

13) Klar kann sich ein individueller beigemessener Wert fundamental vom Preis unterscheiden, ansonsten würden wir bei jedem Einkauf eine Münze werfen (wir wären indifferent da Preis=subj. Wert). Der Preis ergibt sich aus der aggregierten Wertschätzung der Menschen und ist daher trotzdem wohl noch die beste Schätzung für den Wert einer Sache/Handlung, auch wenn sich individuelle Werte fundamental davon unterscheiden.

14) Sie „sollte“ dies nicht nur, sondern "sie" wird dies tun, das lässt sich mathematisch aus Standardannahmen ableiten. Der Rest ist seine Interpretation, darüber macht die Wirtschaftstheorie wohl implizit Aussagen (bestimmte Arbeiten die von einem Individuum präferiert werden, werden von diesem Individuum zu niedrigerem Lohn ausgeführt als von einem anderen Individuum welches die Arbeit verabscheut).

15) Wie oben gesagt macht Wirtschaftstheorie afaik keine spezifischen Aussagen über die Verbindung von Wert und Arbeits(zeit). Das war noch zu den Zeiten von Adam Smith so, dessen Aussagen waren allerdings eher beschreibender als theoretischer Natur (soweit ich das nach 80 Seiten beurteilen kann).

Kurzum: Herr Henn scheint viele valide Punkte aufzubringen, allerdings tangieren nur wenige die „reine“ Wirtschaftstheorie und eher die empirische Praxis. Seiner Kritik ist man sich wohl bewusst, allerdings stellt sich die Frage ob es eine bessere Alternative zur gängigen Praxis der Anwendung von Wirtschaftstheorie gibt, die genauer erklärt ohne jedes Mal ein anderes Verhaltensmodell zu unterstellen.

Evtl. wäre es Mal an der Zeit einen Thread mit einer Kurzeinführung zu Annahmen Wirtschaftstheorie zu machen ;-).


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - Paxinor - 01-27-2013 06:08 PM

Zitat:Und Leute die viel Geld besitzen und es verleihen wollen, sitzen doch immer am grösseren Hebel, als Leute, die das Geld unbedingt brauchen!?!
Das hängt sehr von angebot und nachfrage ab und wie kompetitiv der market ist (i.e. monopol oder vollständiger wettbewerb). Imo ist das kreditwesen ein klassischer Fall von einem vollständigen Wettbewerb, und man kann ja in der praxis observieren, dass die zinsen abzüglich allen aufwänden nur sehr minimal über der teuerung liegen. die "rente" von Geld ist nunmal sehr schlecht. Ich denke das Wettbewerbsargument ist imo schon gut genug, aber ich will meine argumentation ein wenig erweitern, und ein imo koheräntes framework aufbauen, wie die Welt und Geld funktioniert, um gewisse Faktoren festzuhalten:

Damit wir aus der Verwirrung was genau Geld und was Schulden sind ("Geld" auf deinem konto sind defacto schulden mit einem kleinen anteil von Nationalbankreserven) herauskommen argumentiere ich von jetzt an, dass Schulden/Geld das selbe sind wie "zukünftig versprochene realgüter" (ZVRG). Menschen mit viel Geld und oder Schulden haben einfach sehr viele ZVR auf die sie von der allgemeinen Ökonomie zu gute haben, und auch bekommen werden, weil die ganze Ökonomie ja auf kurz oder lang dieses Geld als tauschmittel braucht, und der reiche auf kurz oder lang dieses Geld gegen Realgüter wieder eintauschen will.

Wenn jemand viele ZVRG besitzt, ist es zwingend, dass irgendjemand ihm diese ZVRG gegeben hat, normalerweise gegen einen Tausch von irgend einem anderen Gut. Man bedenke, dass bei mehr oder weniger freien Märkten, dies nur "freiwillig" passiert sein kann, sprich jemand weniger reiches muss ihm diese ZVRG freiwillig zugekommen haben lassen. Nun kann man sagen "ja wenn er es nicht getan hätte, hätte er sterben müssen, weil für ihn das getauschte Gut lebensnotwenidg war, ergo nicht freiwillig"... fair enough, aber er hätte trotzdem sterben können. Diese "pseudofreiwilligkeit" ist aber ein wichtiger faktor, denn es skizziert klar woher das "ungleichgewicht" kommt. Es kommt vom Gut, dass der Reiche produziert und gegen ZVRG tauscht, weil er mehr davon hat als er selber verbrauchen kann.

Nehmen wir eine Miniökonomie an, wo 100 Leute wohnen, 99 können alles produzieren ausser Nahrung... und 1ner kann nix produzieren ausser Nahrung... dieser 1ne Nahrungsproduzent wird sehr reich werden, weil er das einzige wirklich lebensnotwendige gut produzieren kann. Daher kommt auch das ungleichgewicht.

ABER: sobald die anderen auch lernen wie nahrung zu produzieren, wird der reiche nicht mehr reicher werden... sein "längerer hebel" ist weg.

Grundsätzlich will ich einfach festhalten: in einer ein wenig idealisierten welt ohne spezialkonditionen bietet viel ZVRG bzw. Geld ALLEINE keine möglichkeit, noch mehr ZVRG anderen leuten wegzunehmen. Das ist NICHT eine grundsätzliche eigenschaft von geld, weil ich keinen tausch von geld zu realgütern erzwingen kann mit geld (im vakuum betrachtet)

Also müssen wir irgendwelche "spezialfälle" konstruieren, damit wir ein plausibles szenario haben wie reiche leute, einfach weil sie reich sind (und nicht aus zugrundeliegenden faktoren) anderen leuten noch mehr geld aus der tasche ziehen können

YrrsiN schrieb:Es geht doch vielmehr um die ganzen Privilegien die Reiche gegenüber "normalen" Personen haben (Einflussmöglichkeiten durch Lobbyismus, Grössere Vernetzung und somit grösserer Informationsgewinn, Steuergeschenke an reiche Ausländer, o.ä.)

was mich dazu bringt. Obv. völlig valide argumente, die immer dann entstehen, wenn arme leute nicht die vollständige kontrolle über ihren reichtum haben, sondern ihn abgeben... an den staat, an eine Pensionskasse etc. Mit "principal-agent" problemen sind szenarien, wo leute mit geld noch mehr geld kaufen können durchaus plausibel, aber es gibt auch eine Gegenseite:

Man darf nicht vergessen, das vom Staates her eine MASSIVE umverteilung von oben nach unten stattfindet, die deine genannten effekte mehr als nur kompensiert... Die progressiven Steuersätze, die zweistellige prozentzahlen ausmachen können (auch pauschalbesteuerungen sind btw. nicht gratis!) sind grund genug, all diese Vorteile mehr als nur wett zu machen. Nach Steuern ist es ganz klar: Reiche leute werden ärmer, wenn sie brutto einkommensmässig nicht noch reicher werden! Dies trifft imo in fast jedem Entwickelten Land zu und wer das Gegenteil behauptet, sieht an der realität vorbei.

Wenn ich jemandem 10 mio in die Hand drücke, hat er damit alleine nicht das potential gewonnen daraus 15 oder 20 zu machen. Wenn er damit nix macht, wird es wohl oder übel abnehmen und langsam umverteilt auf die Gemeinschaft.

Noch schnell zurück zum sparkonto:

Sparkontozinsen sind generell abnehmend mit der Menge des Betrages. Und entgegen landläufiger Meinung gibt es für reiche leute keine Opportunitäten, die es für den mittelstand nicht gibt. Ich versteh auch nicht ganz wie man davon ausgehen kann, dass man ohne "cleverness" eine reale rendite generieren kann aufs kapital. Wie soll das gehen? wenn jemand eine reale rendite aufs kapital kriegt, kriegt jemand anders eine negative reale rendite... Wer ist das?

Man sollte davon ausgehen, nicht mehr rendite als die inflation zu machen, egal in welcher Anlageklasse. Und wenn man eine reale rendite kriegt, sollte man wohl davon ausgehen, dass man etwas anderes "schlechtes" kriegt (z.B. vola)

z.B. wird ja immer dargelegt wie sehr das Sparkonto (das defacto short term bonds sind) schlechter sie als Aktien (zumindest in der vergangenheit). Wenn man es aber sauber durchrechnet, abzüglich transaktionskosten aller art (historisch adjustiert!), survivorship bias (1935 war noch nicht klar, dass die USA sich wirtschaftlich so entwickelt) kommt nicht viel mehr raus als beim sparkonto. Einfach den Dow Jones aufkumulieren ist eben nicht eine realistische ex ante anlagestrategie...

Vermögensverwaltung = Werterhaltung und nicht Wertvermehrung. Alles andere geht gar nicht auf, weil damit ich aus ZVRG noch mehr ZVRG werden, muss ein anderer aus ZVRG weniger ZVRG machen... das gleichgewicht ist nunmal ZVRG heute = ZVRG morgen...


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - h4Zl - 01-28-2013 02:33 PM

Kann hier ein Admin den Thread bitte splitten? Einmal das ursprüngliche Thema(pax etc.) und einmal Markt bzw. Wirtschaftstheorie(armi). Imo wirds unübersichtlich...

@Markus Henn, ich kann den Typen irgendwie nicht ernst nehmen. Seine Abhandlung über Wirtschaft ist in meinen Augen wirres gequatsche ohne fundierte Aussagen.

z.B.
Zitat:2 - Konkurrenz dagegen kann niemals die letzte Grundlage von Gesellschaft und Wirtschaft sein, denn sie trennt nicht nur die Konkurrenten

Was heisst: "die letzte Grundlage"? Ich mein was soll das sein? Gibt es eine letzte und erste Grundlage oder was?

Warum wird Gesellschaft und Wirtschaft so stark miteinander vermischt! Imo völlig falsch.
Zitat: sondern erhebt gerade die Exklusion zum Prinzip, macht also das Ziel, den Erfolg, nur für Wenige, teils nur für Einen erreichbar

erstens glaub ich, hat er sich beim schreiben dieses Textes einen abgewixt und zweitens find ich die aussage falsch.
weiter will ich da gar nicht drauf eingehen da ich es für Zeitverschwendung halte. Vielleicht bin ich auch einfach zu dumm... Wink


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - armi94 - 02-18-2013 04:24 PM

Hier nochh was zum Thema Klimawandel:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eclectecon.net/2013/02/global-warming-it-is-not-settled-science.html">http://www.eclectecon.net/2013/02/globa ... ience.html</a><!-- m -->


Re: Wohlstand und Reichtum: Sind wir die Bösen? - YrrsiN - 02-18-2013 05:50 PM

Diese Informationen widersprechen so ziemlich dem IPCC-Bericht (<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Vierter_Sachstandsbericht_des_IPCC">http://de.wikipedia.org/wiki/Vierter_Sa ... t_des_IPCC</a><!-- m --> oder <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ipcc.ch/">http://www.ipcc.ch/</a><!-- m -->)

Cliffs:
"Der Bericht unterstreicht verstärkt die Rolle des Menschen in der gegenwärtig beobachtbaren Klimaveränderung. Die Energiebilanz des Klimasystems wird durch Änderungen der Konzentration von Treibhausgasen und Aerosolen in der Atmosphäre, der Beschaffenheit der Landoberfläche und der Sonneneinstrahlung verändert.Wichtigste Ursache der Erderwärmung sind mit einer angegebenen Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent „sehr wahrscheinlich“ die menschlichen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2); gefolgt von den weniger bedeutenden Gasen Methan (CH4), Lachgas (N2O) und weiteren. Hinzu kommen weitere Faktoren mit geringerer Bedeutung, darunter die natürliche Schwankung der Sonnenaktivität."

"Zu den mit diesem Temperaturanstieg verbundenen Folgen der globalen Erwärmung, die der Bericht auflistet, gehören unter anderem ein Anstieg des Meeresspiegels im 20. Jahrhundert um 17 Zentimeter – seit 1993 sogar um 3,1 Millimeter pro Jahr; schmelzende Gletscher, die Verringerung der schneebedeckten Erdoberfläche um 5 Prozent seit 1980, der in den letzten Jahren deutlich beschleunigte Rückgang des Meereises; häufigere Starkregen; zunehmende Regenfälle in Nordeuropa und im östlichen Nord- und Südamerika; zunehmende Trockenheit im Mittelmeerraum, in der Sahel, in Südafrika und Teilen Südasiens; zunehmende Hitzewellen und heftigere tropische Stürme."

"Gegenüber dem Dritten Sachstandsbericht haben auch die Kenntnisse über künftige Auswirkungen des Klimawandels zugenommen. Erwartet wird, dass es in hohen Breiten und feuchten tropischen Gebieten mehr Niederschläge gibt; in trockenen Regionen dagegen weniger. Sowohl Überschwemmungen durch Starkregen als auch Dürreperioden werden zunehmen. Dadurch wird die Anpassungsfähigkeit vieler Ökosysteme überfordert; die Schädigungen werden negative Auswirkungen auf Biodiversität und die von den Ökosystemen erbrachten Dienstleistungen (wie zum Beispiel Wasserversorgung) haben. Dürren und Überschwemmungen werden vor allem in niedrigen Breiten die Nahrungsmittelproduktion reduzieren, dadurch kommt es etwa in Afrika und manchen Regionen Asiens zu zunehmendem Hunger."

"und abschliessend noch: Bis zum Jahr 2050 müssten die Emissionen an Treibhausgasen um 50 bis 80 Prozent sinken, wenn der Temperaturanstieg bei 2 bis 2,4 °C begrenzt werden soll. Neben Energieeffizienz spielen dann vor allem kohlenstofffreie Energiequellen und die Abscheidung von Kohlendioxid aus den Abgasen von Kraftwerken eine Rolle; die Kosten entsprächen auch langfristig den oben genannten 0,12 Prozent des Wirtschaftswachstums."

"Das wichtigste Instrument der Klimapolitik ist für den IPCC ein Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen - siehe Emissionsrechtehandel. Bereits ein Preis von 20 bis 50 US-Dollar pro Tonne würde viele Maßnahmen zum Klimaschutz wirtschaftlich machen; Subventionen für fossile Brennstoffe sind für den Klimaschutz dagegen schädlich. Regierungen könnten mit Steuererleichterungen oder strengen Standards die effiziente Energienutzung fördern; Technologietransfer hilft, auch anderen Ländern die Nutzung moderner Technik zu ermöglichen."

Wenn ein unabhängiges wissenschafltiches Gremium eine über 90 prozentige Wahrscheinlichkeit für eine durch den Menschen verursachte Klimaerwärmung erkennt, wieso sollte man dann von der unter 10 prozentigen Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass dem nicht so ist und unsere Lebensweise an diese Annahme koppeln?
Mich würde auch sehr wunder nehmen, woher deine Quelle diese Aussage (Only 36 percent of geoscientists and engineers believe that humans are creating a global warming crisis) her hat.<br /><br />-- Beitrag erweitert: 18.02.2013, 16:50 -- <br /><br />Übrigens, danke für eure Antworten!
Falls ihr irgendwann noch Zeit habt und den Artikel von Henn lesen könnt bezüglich "Spekulation" und Ernährung, wäre das toll. Das war ja der Ausgangspunkt für die Diskussion (inwiefern Spekulation negative Auswirkungen haben könnte), jedoch hat Armi "nur" seine Wirtschafts-Punkte und nicht den Text auseinandergenommen.