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Blick Lifestyle Pokern
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Adi-San Offline
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Beitrag #1
Blick Lifestyle Pokern
Trend Pokern
Zocken, was das Zeug hält

Die Schweiz ist im Pokerfieber. Nicht nur im Film, auch bei uns wird in Wohnzimmern und Clubs illegal gespielt. BLICK zockte mit.

[Bild: blick.jpg]
Pokerface Paul Newman in «The Sting». Heute wird nicht nur im Film fleissig gepokert, sondern auch in Schweizer Wohnzimmern.

«Call» (deutsch: ich ziehe mit), nuschelt mir Ludo* (32) betont gefühllos zu. Er ist einer von neun Spielern am Pokertisch.

Es ist Samstagabend, 22 Uhr. Ich sitze in einem typischen Schweizer Wohnzimmer: Ledersofa, Fernseher, ein Regal mit DVDs und CDs – nur, dass anstelle eines Ess- ein Pokertisch im Raum steht. Jeden Samstag wird hier ein Pokerturnier gespielt. Der Einsatz ist gering: Für 20 Franken bekomme ich einen Grundstock Spielgeld. Die Stimmung ist locker. Es wird geplaudert und so viel geraucht, dass bald meine Stimme versagt.

Szenen wie diese spielen sich immer häufiger in Schweizer Privatwohnungen ab. Aber auch im Internet, in Schulen und an Universitäten erlebt das Pokern einen Boom. Pokerkarten sind ausverkauft, in Casinos sind die Plätze über Wochen vorreserviert. Und Pokerschulen erleben einen Run. Der Poker-Hype kommt aus den USA. Dort entdeckten Computerkids das Online-Pokern, spielten bald besser als ihre Väter und räumten an Turnieren ab. Es dauerte nicht lange, bis das Fernsehen auf den neuen Trend aufmerksam wurde, Turniere übertrug und den neuen Sport nach Europa brachte.

Von diesem Virus wurde auch Ludo angesteckt, der neben mir mit Sonnenbrille und Basketballmütze sitzt. Genauso, wie man es aus Pokerfilmen kennt.

Die Maskerade ist keine Show. Niemand am Tisch soll eine Gefühlsregung in seinem Gesicht erkennen können. Die anderen Spieler könnten seine Mimik deuten und so sein Spiel durchschauen. Ein perfektes Pokerface ist das A und O eines Spielers und der Schlüssel zum Erfolg. Denn Glück spielt beim Pokern nur eine minimale Rolle. Darauf hoffen höchstens Anfänger.

Es wird ununterbrochen gespielt. Um ein Uhr morgens werden die ersten Mitspieler müde und machen Fehler. Auch ich. Über eine Stunde lang bekomme ich nur schlechte Karten. Ich langweile mich und beginne, riskant zu spielen. Die anderen durchschauen meine Bluffs. Mein Spielgeld schwindet immer schneller. Morgens um drei setze ich meine letzten Chips ein und verliere prompt. 40 Franken habe ich verlocht. Ich sitze mit kleinen Fischen am Tisch. Richtige Pokerkerle zocken um bedeutend mehr Geld.

Mit diesen sitze ich 24 Stunden später an einem Tisch. Einer von ihnen ist Micha* 28. Seit zwei Jahren spielt er zwei Mal wöchentlich.

Wir sitzen im Hinterzimmer eines Clubs. Dieses Mal schaue ich nur zu. Die Runde spielt Cash Game. Dazu braucht man allerdings ein dickes Portemonnaie und viel Erfahrung. Bei Cash Games trägt man schnell einmal mehrere tausend Franken nach Hause, falls man gewinnt! Micha räumte an einem Abend schon 3000 Franken ab. Musste aber auch schon 700 Franken Verlust verkraften.

Am Tisch sitzen nur Leute mit Geld: Banker, Juristen, Informatiker. «Ich habe Talent, kann gut bluffen und durchschaue die Taktik der anderen schnell», erklärt mir Micha seine Pokerleidenschaft. Über die Summe, die er in zwei Jahren verspielt hat, schweigt er sich aus. Gibt aber zu: «Ich kann nicht gut mit Geld umgehen.» Denn auch Micha ist nicht vor einem Phänomen gefeit, dem alle Pokerer erliegen: Gewinnen sie, werden sie übermütig und beginnen, riskant zu spielen.

Damit ich dieser Versuchung nicht erliege, verabschiede ich mich schon nach zwei Stunden. Denn an diesem Tisch hätte ich nicht die geringste Chance gehabt.


Wo ist Pokern legal?

Glücksspiele wie Poker dürfen nur in konzessionierten Spielbanken angeboten werden. Illegal ist es, ausserhalb von Casinos Spiele gewerbsmässig anzubieten, wenn um Geld gespielt wird und der Gewinn vom Zufall abhängt.

Verboten ist es auch, solche Spiele zu organisieren (ob regelmässig oder unregelmässig, ob im Freundeskreis oder anderswo, unterscheidet das Gesetz nicht).

Die Teilnahme an einem illegal organisierten Pokerspiel ist nicht strafbar, selbst wenn ein Spieler bei einer Kontrolle durch die Polizei mit Karten in der Hand erwischt wird. Der Spieler riskiert jedoch, dass sein Spielgeld beschlagnahmt wird.

Texas Hold’em

Die beliebteste Spielform ist momentan Texas Hold’em. Dabei erhält jeder Spieler zwei für die Gegner verdeckte Karten. Nach der ersten Bietrunde werden drei Karten vom «Dealer» (Kartengeber) offen auf den Tisch gelegt, nach der zweiten und dritten Runde je eine weitere Karte. Ziel ist es, mit seinen eigenen zwei und den fünf auf dem Tisch liegenden die beste Kartenkombination zu erzielen und damit zu gewinnen.


*Name von der Redaktion geändert
Quelle: Blick
11-15-2006 08:05 PM
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