Passwort vergessen?   -   Registrieren

Umfrage: Wie würdest du deinen Fleischkonsum beschreiben?
Ich lebe vegan
Ich ernähre mich rein vegetarisch
Ich esse nur wenig Fleisch/Fisch und/oder achte streng auf Herkunft und tierfreundliche Haltung
Ich esse mehr oder weniger täglich Fleisch/Fisch
Ich esse viel billiges Fleisch/Fisch und finde, dass Vegis Emos sind
Vegis gehören an die Wand gestellt
[Zeige Ergebnisse]
 
Farbe bekennen! (Rot?)
Verfasser Nachricht
armi94 Offline
Posting Freak

Beiträge: 5,427
Registriert seit: Jun 2007
Beitrag #91
RE: Farbe bekennen! (Rot?)
Ich bezweifle stark, ob diese Frage empirisch beantwortbar ist. Tierleid kann im Gegensatz zu Menschenleid nicht abgefragt werden. Und schon bei Menschen kann man diese Befragungen sehr kritisch hinterfragen. Mit biologischen Massen Leid zu approximieren mag zwar möglich sein, wird aber dazu führen, dass Tierleid unglaublich überschätzt wird. Denn dann werden die grossen negativen Externalitäten (wohl massivst grösser als die bei Tieren) nicht berücksichtigt (hat auch nichts mit Potentialismus zu tun obwohl dieser noch dazu kommen würde).

Es ist zudem alles andere als klar, dass es am effektivsten ist, Tierleid zu verhindern. Das stimmt vielleicht bei einer rein biologischen Betrachtung, aber wahrscheinlich kaum, oder zumindest gibt es und wird es wohl nie Evidenz geben dafür, dass es aus einer Wohlfahrtsperspektive am effektivsten ist. Mich stört nicht, wenn gewisse Menschen diese Meinung vertreten und dementsprechend handeln. Was mich stört ist, dass das als wissenschaftlich begründet dargestellt wird. Ein biologischer Beweis für die Leidfähigkeit ist aber alles andere als hinreichend um die getroffenen Schlüsse von Effective Altruist Vertretern wissenschaftlich zu begründen.

Bezüglich Kleinkindern: das Zusprechen von Rechten hängt von den Präferenzen der Menschen ab. Und klar mag es irrational sein (wobei ich nicht daran glaube, siehe oben und auch wenn man eine evolutionstheoretische sicht einnimmt ist es nicht irrational), dass Kleinkinder mehr Rechte haben. ABER gegeben den Präferenzen ist es eben rational und nur weil andere Präferenzen gewünscht werden, sagt dass noch nichs über Irrationalität (zumindest gemäss der Wirtschaftstheoretischen Definition).

Glpcklicherweise gibt es solche Vakuumfälle aber in der realent Welt nicht. Abgesehen davon hat ein Mensch ein viel grössere Produktivität über sein Leben gesehen als ein Tier. Also wäre die Entscheidung auch bei einem schmerzempfindlicheren Tier unklar (auch wenn ich sowieso nicht sicher bin ob Schmerz das einzig relevante Kriterium sein sollte).

Ich glaube nicht, dass zum heutigen Zeitpunkt vegane Ernährung die Gesamtwohlfahrt maximiert. Ich weiss es aber nicht und es gibt meiner Meinung nach keine Wissenschaftlichen Anhaltspunkte für diese These.

Beim Minimieren von Leid könnten wir in einer Situation landen in denen alle Menschen gegenüber ihrem Leben indifferent sind. Ich glaube nicht, dass man eine solche Situation haben will. Meiner Meinung nach greifen alle ethischen Kriterien wie Schmerz, Leid, Glück, Zufriedenheit viel zu kurz.

Klar, ich finde auch gut diese zum Ausdruck zu bringen. Nichtsdestotrotz gibt es Menschen, die gerne Fleisch mögen und die durch politische Massnahmen gegen Fleischessen schlechter gestellt werden. Und dann muss man zuerst zeigen, dass die negativen Effekte die dadurch entstehen durch vermindertes Tierleid etc. überkompensiert werden. Aus ethischer Sicht mit Leiden als relevantem mag grosse Freude am Fleischessen noch kein Fleischessen rechtfertigen. Aus Perspektive der Glücksmaximierung allerdings schon. Und wenn man Leiden als Wegbleiben von Glück definiert, dann ebenfalls.
05-12-2013 01:40 PM
zitieren
YrrsiN Offline
Posting Freak

Beiträge: 1,832
Registriert seit: Feb 2008
Beitrag #92
RE: Farbe bekennen! (Rot?)
(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Ich bezweifle stark, ob diese Frage empirisch beantwortbar ist. Tierleid kann im Gegensatz zu Menschenleid nicht abgefragt werden. Und schon bei Menschen kann man diese Befragungen sehr kritisch hinterfragen. Mit biologischen Massen Leid zu approximieren mag zwar möglich sein, wird aber dazu führen, dass Tierleid unglaublich überschätzt wird. Denn dann werden die grossen negativen Externalitäten (wohl massivst grösser als die bei Tieren) nicht berücksichtigt (hat auch nichts mit Potentialismus zu tun obwohl dieser noch dazu kommen würde).

Leid kann zb über Verhalten und neuronale Zustände abgefragt werden, bei menschlichen Tieren genauso wie bei anderen. Menschen zeigen noch Sprachverhalten, aber Sprachverhalten ist nicht das einzige, das Bewusststeinszustände anzeigt.
Es gilt auch hier noch das Argument der schon erwähnten"marginal cases" -> Nicht alle Menschen zeigen Sprachverhalten. Trotzdem zweifeln wir nicht daran, dass sie genauso leiden können und dass ihr Leid genauso zählt. Wieso soll man hier bei den nicht-menschlichen Tieren zweifeln? Siehe diesbezüglich Speziesismus.
Bezüglich der Befragung beim Menschen: und jetzt? Trotzdem lässt dies uns nicht an der Ethik bezüglich Menschen zweifeln.
Warum hast du das Gefühl, dass es überschätzt wird, wenn man mit biologischen massen approximiert? Es geht ja nur biologisch (ob bei menschlichen oder anderen Tieren), nämlich über das Verhalten, über das Gehirn oder über die Entstehung (Evolution, evolutionäre Funktion zb von Schmerz).
Wer sagt, dass man die negativen Externalitäten nicht miteinberechnen sollte? In jede seriöse ethische Entscheidung sollten alle Konsequenzen einbezogen werden.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Es ist zudem alles andere als klar, dass es am effektivsten ist, Tierleid zu verhindern. Das stimmt vielleicht bei einer rein biologischen Betrachtung,

Welche andere Betrachtung ist denn letztlich möglich, wenn man herausfinden will, oder Menschen oder andere Tiere glücklich sind oder leiden bzw. ob ihre Präferenzen erfüllt sind?

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Aber wahrscheinlich kaum, oder zumindest gibt es und wird es wohl nie Evidenz geben dafür, dass es aus einer Wohlfahrtsperspektive am effektivsten ist.

Versteh ich nicht. Die Wohlfahrtsperspektive ist letztlich auch eine rein biologische, weil sich diese letztlich in Gehirnen abspielen muss. Nur dort gibt es Glück bzw Leid, erfüllte oder unerfüllte Interessen.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Mich stört nicht, wenn gewisse Menschen diese Meinung vertreten und dementsprechend handeln. Was mich stört ist, dass das als wissenschaftlich begründet dargestellt wird. Ein biologischer Beweis für die Leidfähigkeit ist aber alles andere als hinreichend um die getroffenen Schlüsse von Effective Altruist Vertretern wissenschaftlich zu begründen.

Warum ist das nicht hinreichend? Wenn wir eine Wohlfahrtsperspektive haben, dann geht es um die vorher erwähnten Punkte (Leid, Glück, etc). Wenn bewiesen ist, dass Tiere leiden können, dann sollten sie also in diese Perspektive reingehören.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Bezüglich Kleinkindern: das Zusprechen von Rechten hängt von den Präferenzen der Menschen ab. Und klar mag es irrational sein (wobei ich nicht daran glaube, siehe oben und auch wenn man eine evolutionstheoretische sicht einnimmt ist es nicht irrational), dass Kleinkinder mehr Rechte haben. ABER gegeben den Präferenzen ist es eben rational und nur weil andere Präferenzen gewünscht werden, sagt dass noch nichs über Irrationalität (zumindest gemäss der Wirtschaftstheoretischen Definition).

Diese Auffassung von "Rechten" teile ich nicht. Rechte sollten doch nicht von den Präferenzen der anderen Menschen abhängen. Rechte sollten da sein, um die eigenen Präferenzen zu schützen. Deshalb ist es ethisch falsch, wenn man jemandem ein Recht abspricht, nur weil andere Menschen dies ihm/ihr verweigern wollen. Dasselbe gilt nun für Kleinkindern: wir können ihnen zwar Rechte verweigern, aber trotzdem haben sie mindestens die Präferenz, nicht zu leiden. Somit sollten Rechte für Kleinkinder hier sein, um diese Interessen zu schützen. Gleiches gilt somit auch für Tiere.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Glpcklicherweise gibt es solche Vakuumfälle aber in der realent Welt nicht. Abgesehen davon hat ein Mensch ein viel grössere Produktivität über sein Leben gesehen als ein Tier.

Was soll die Produktivität mit der Frage nach den Grundrechten zu tun haben?

Auch hier wieder: manche Menschen sind geistig schwerstbehindert und haben 0 Produktivität. aber eben: Produktivität ist für Grundrechte gar nicht relevant.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Also wäre die Entscheidung auch bei einem schmerzempfindlicheren Tier unklar (auch wenn ich sowieso nicht sicher bin ob Schmerz das einzig relevante Kriterium sein sollte).

Warum wäre die Entscheidung bei einem leidensfähigen Tier unklar?
Vielleicht ist Schmerz nicht das einzige Kriterium, aber es ist sicher "ein" Kriterium und die Tiere erfüllen es.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  ch glaube nicht, dass zum heutigen Zeitpunkt vegane Ernährung die Gesamtwohlfahrt maximiert. Ich weiss es aber nicht und es gibt meiner Meinung nach keine Wissenschaftlichen Anhaltspunkte für diese These.

Die vegane Ernährung und Idee, dass Leid aller Leidensfähigen Wesen zählt, ist gerade etwas vom wenigen, wovon man sich sicher sein kann, dass es die Gesamtwohlfahrt maximiert. Was sind die anderen Kandidaten? Gesellschaftliche Veränderungen in der ersten Welt? Sehr unwahrscheinlich, dass da punkto Wohlfahrt signifikant mehr herauszuholen ist. Das scheint nur für die dritte Welt der fall, auf die man also fokussieren müsste. Dort gibt's aber das "poor meat-eater problem" also bleibt das Tierleid, und das dominiert ja auch quantitativ massiv.
Ein weitere Punkt: wir haben keinen wirklichen Gewinn durch den Tierkonusm, denn wir können in einer veganen Gesellschaft auch sehr genusvoll essen (siehe nur schon "Salon" in Basel Wink).

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Beim Minimieren von Leid könnten wir in einer Situation landen in denen alle Menschen gegenüber ihrem Leben indifferent sind. Ich glaube nicht, dass man eine solche Situation haben will. Meiner Meinung nach greifen alle ethischen Kriterien wie Schmerz, Leid, Glück, Zufriedenheit viel zu kurz.

Warum indifferent? Das indifferenz-gefühl ist doch gerade eher etwas, das sich schlecht anfühlt (also bei leidminimierung wegfiele). - Alle ethischen Kriterien greifen zu kurz? Braucht man nicht gerade solche, um die Gesamtwohlfahrt zu definieren? Dafür braucht man doch gerade die Kriterien wie Leid und/oder Gück und/oder Präferenzen.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Nichtsdestotrotz gibt es Menschen, die gerne Fleisch mögen und die durch politische Massnahmen gegen Fleischessen schlechter gestellt werden

In einer veganen Gesellschaft hätte niemand auch nur den geringsten Nachteil.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Und dann muss man zuerst zeigen, dass die negativen Effekte die dadurch entstehen durch vermindertes Tierleid etc. überkompensiert werden.

Es ist in meinen Augen ziemlich klar, dass dem so ist oder kann man den Tod von über 65 Milliarden Nutzetieren mit dem Genuss von Fleisch rechtfertigen?

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Aus ethischer Sicht mit Leiden als relevantem mag grosse Freude am Fleischessen noch kein Fleischessen rechtfertigen.

Auch hier wieder: die Freude am Essen ist in meinen Augen sehr trivial gegenüber dem Leid, das verursacht wird (auch aus einer Perspektive, in der Freude/Leid prinzipiell einander aufwiegen kann).
Und nochmals: eine vegane Gesellschaft muss auf keine Freuden verzichten, abgesehen von den Transitionskosten bis sie diesen Zustand erreicht hätte (und die Kosten sind imo ziemlich irrelevant mit dem Leid von Tieren). Wenn ein Kind in einer veganen Gesellschaft aufwachsen würden, dann fehlt diesem Menschen nichts.

(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Aus Perspektive der Glücksmaximierung allerdings schon. Und wenn man Leiden als Wegbleiben von Glück definiert, dann ebenfalls

Wie gesagt, aus der Perspektive der Glücksmaximierung ist unsere momentane Tierhaltung nicht die effektivste (siehe Mäusebeispiel).
Angenommen Glück an sich ist tatsächlich extrem wichtig, dann ist es wohl längerfristig sinnvoll an unserem Wertesystem zu arbeiten und unsere heutigen speziezistischen Annahmen über den Haufen zu werfen. Diese Verursachen momentan einfach noch extrem viel Leid bzw verhindern Glück. Mal so als Vergleich: innerhalb von 5 Tage töten alle Menschen auf der Welt zusammen genau so viele Tiere, wie alle Genoziden, Kriege usw an Menschenleben auf dem Gewissen haben.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-07-2013 01:56 AM von YrrsiN.)
06-07-2013 01:52 AM
zitieren
armi94 Offline
Posting Freak

Beiträge: 5,427
Registriert seit: Jun 2007
Beitrag #93
RE: Farbe bekennen! (Rot?)
(06-07-2013 01:52 AM)YrrsiN schrieb:  Warum hast du das Gefühl, dass es überschätzt wird, wenn man mit biologischen massen approximiert? Es geht ja nur biologisch (ob bei menschlichen oder anderen Tieren), nämlich über das Verhalten, über das Gehirn oder über die Entstehung (Evolution, evolutionäre Funktion zb von Schmerz).
Wer sagt, dass man die negativen Externalitäten nicht miteinberechnen sollte? In jede seriöse ethische Entscheidung sollten alle Konsequenzen einbezogen werden.

1) Es geht nicht nur biologisch, vor allem dann nicht, wenn biologische Indikatoren nicht der Wahrnehmung des Individuums entsprechen. Dann müsste man psychologische Indikatoren beiziehen (ultimativ auch biologische, aber die Biologie ist offenbar noch nicht soweit diese restlos abzubilden).

2) Die Externalitäten werden aber weder von „effective“ Altruist Vertreteren berücksichtigt noch von Ethikern (bspw. Horta). Sie gehen einfach davon aus, dass die Präferenzen so sind wie sie „richtig“ sein sollten (ihrer Meinung nach) vergessen aber die negativen Konsequenzen derjenigen die „falsche“ Präferenzen haben (bspw. Fleisch mögen). Genausowenig werden Produktivitätseinbussen von Menschen nicht mit denen der Tiere verglichen, was ein Menschenleben relativ wertvoller macht (da ist es auch nicht relevant, dass es Menschen gibt mit keiner Produktivität, relevant ist, dass man die verlorene Grenzproduktivität der Menschen + alle externe Effekte + alles Leid dem der Tiere gegegnüberstellt).

(06-07-2013 01:52 AM)YrrsiN schrieb:  Welche andere Betrachtung ist denn letztlich möglich, wenn man herausfinden will, oder Menschen oder andere Tiere glücklich sind oder leiden bzw. ob ihre Präferenzen erfüllt sind?

Siehe 1)

(06-07-2013 01:52 AM)YrrsiN schrieb:  
(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Mich stört nicht, wenn gewisse Menschen diese Meinung vertreten und dementsprechend handeln. Was mich stört ist, dass das als wissenschaftlich begründet dargestellt wird. Ein biologischer Beweis für die Leidfähigkeit ist aber alles andere als hinreichend um die getroffenen Schlüsse von Effective Altruist Vertretern wissenschaftlich zu begründen.
Warum ist das nicht hinreichend? Wenn wir eine Wohlfahrtsperspektive haben, dann geht es um die vorher erwähnten Punkte (Leid, Glück, etc). Wenn bewiesen ist, dass Tiere leiden können, dann sollten sie also in diese Perspektive reingehören.

Sie sollten reingehören (angenommen Sepziezismus ist per se nicht wünschenswert, was ich nicht unbedingt glaube) aber dieser Schluss ist weit vom Schluss der EA-Vertreter entfernt. Sie behaupten ja sogar, dass es am Kosten-effektivsten sei wenn man Tierleid verhindert. Diese Schlussfolgerung geht also davon aus, dass das verhinderte Grenzleid bei Tieren mit den geringsten Kosten erzielt werden kann. Dafür benötigt man aber eine umfassende Wohlfahrtsbetrachtung um diese Behauptung wissenschaftlich zu stützen (und nicht mal die wäre hinreichend, weil es ja um das verhinderte Grenzleid geht nicht um eine Gegenüberstellung!). Soweit ich weiss gibt es dieses bisher nicht in ernstzunehmender Form. Dieser Schluss hat daher mit Wissenschaftlichkeit nichts zu tun. Was mich auch nicht stören würde, wenn sie sich denn nicht auf den Sockel der Wisschenschaftlichkeit stellen würden.

(06-07-2013 01:52 AM)YrrsiN schrieb:  Rechte sollten doch nicht von den Präferenzen der anderen Menschen abhängen. Rechte sollten da sein, um die eigenen Präferenzen zu schützen. Deshalb ist es ethisch falsch, wenn man jemandem ein Recht abspricht, nur weil andere Menschen dies ihm/ihr verweigern wollen.

Ja womöglich „sollten“ sie dass, aber sie werden es nie tun, weil die Rechte von Menschen mit Präferenzen bestimmt werden (auch wenn es Ethiker wären).

(06-07-2013 01:52 AM)YrrsiN schrieb:  Die vegane Ernährung und Idee, dass Leid aller Leidensfähigen Wesen zählt, ist gerade etwas vom wenigen, wovon man sich sicher sein kann, dass es die Gesamtwohlfahrt maximiert. Was sind die anderen Kandidaten?
Ein weitere Punkt: wir haben keinen wirklichen Gewinn durch den Tierkonusm, denn wir können in einer veganen Gesellschaft auch sehr genusvoll essen (siehe nur schon "Salon" in Basel Wink).

Wie bereits erwähnt, ich bin gerne offen für wissenschaftlich sauber Untersuchungen für dieses Thema. Und offensichtlich haben die Menschen einen Gewinn durch Tierkonsum, sonst würden sie diesen nicht vornehmen (gegeben ihren „falschen“ Präferenzen). Desweiteren könnte man argumentieren, dass bei gewisser Haltungsweise der Tiere gar kein Leid entsteht, man sich also problemlos mit biologischen Produkten ernähren kann (inkl. Fleisch).

(06-07-2013 01:52 AM)YrrsiN schrieb:  
(05-12-2013 01:40 PM)armi94 schrieb:  Meiner Meinung nach greifen alle ethischen Kriterien wie Schmerz, Leid, Glück, Zufriedenheit viel zu kurz.
Alle ethischen Kriterien greifen zu kurz? Braucht man nicht gerade solche, um die Gesamtwohlfahrt zu definieren? Dafür braucht man doch gerade die Kriterien wie Leid und/oder Gück und/oder Präferenzen.

Ja die braucht man wohl, aber wenn man die Wohlfahrt nur in einer Dimension maximiert, heisst dass noch lange nicht, dass man sich in der „bestmöglichen“ Welt befindet. Und bei mehreren Dimensionen ist dann die moralisch richtige Vorgehensweise nicht mehr ganz so „klar“.

Zu den restlichen Punkten: wird eigentlich alles durch die obigen Punkte gestreift.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-09-2013 01:38 PM von armi94.)
06-09-2013 01:35 PM
zitieren
YrrsiN Offline
Posting Freak

Beiträge: 1,832
Registriert seit: Feb 2008
Beitrag #94
RE: Farbe bekennen! (Rot?)
(06-09-2013 01:35 PM)armi94 schrieb:  1) Es geht nicht nur biologisch, vor allem dann nicht, wenn biologische Indikatoren nicht der Wahrnehmung des Individuums entsprechen. Dann müsste man psychologische Indikatoren beiziehen (ultimativ auch biologische, aber die Biologie ist offenbar noch nicht soweit diese restlos abzubilden).

Damit ist entweder die ganz grundsätzliche skeptische Frage gemeint, ob wir überhaupt von irgend etwas wissen können, was wir nicht "direkt" erleben. Diese Frage ist bodenlos. Es gibt keine rationalen oder wissenschaftlichen Argumente gegen den Solipsismus o.ä., vielmehr ist die Ablehnung (oder Annahme der Falschheit) des Solipsismus eine unabdingbare Grundlage für jede wissenschaftliche Untersuchung. Wenn wir aber einmal davon ausgehen, dass andere Tiere (Menschen z.B.) subjektive Erlebnisse haben, und dass diese Erlebnisse mit materiellen, intersubjektiv beobachtbaren Phänomenen einhergehen, dann ist es theoretisch kein grösseres oder grundsätzlich anderes Problem,

a) unser eigenes zukünftiges Leid abzuschätzen,
b) unser eigenes vergangenes Leid abzuschätzen,
c) das vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Leid anderer Menschen abzuschätzen,
d) das vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Leid anderer Tiere ganz allgemein abzuschätzen,

und ich würde sogar sagen, es ist auch grundsätzlich das gleiche,

e) unser eigenes gegenwärtiges Leid abzuschätzen.

Denn was heisst "abschätzen" ("unterschätzen"/"überschätzen"), wenn nicht irgendwie vergleichen mit anderem, im Moment von uns selbst nicht erlebtem Leid? Also setzt e) mindestens eines von a)-d) voraus.

Es gibt somit eigentlich keinen Grund anzunehmen, dass wir das Leid eher über- als unterschätzen. Aus psychologischen Studien (vgl. Cooney) wissen wir sogar, dass z.B. Leute, die gerade eine Wurst gegessen haben, Tieren systematisch weniger (intensives) Leid zuschreiben als Leute, die gerade etwas nicht-tierisches gegessen haben, d.h. a posteriori gibt es gute Gründe anzunehmen, dass nicht-vegane das Leid der Tiere systematisch tiefer einschätzen als vegane, während es den veganen nichts bringt, es höher einzuschätzen, den nicht-veganen aber durchaus etwas bringt, es tiefer einzuschätzen (empathy avoidance, just world bias), die Fleischessenden also in dieser Hinsicht eher einen Bias haben als die vegan lebende Menschen.

Was hat eine vegane Person denn deiner Meinung nach, wenn er das Leid der Tiere massiv überschätzt? Es wäre ja auch im Interesse dieser Person, wenn Tiere nicht leiden würden, so dass man getrost Fleisch essen könnte (ich würde z.B. genau aus diesem Grund auch Austern oder Muscheln essen: http://sentientist.org/2013/05/20/the-et...mussels/).


(06-09-2013 01:35 PM)armi94 schrieb:  2) Die Externalitäten werden aber weder von „effective“ Altruist Vertreteren berücksichtigt noch von Ethikern (bspw. Horta). Sie gehen einfach davon aus, dass die Präferenzen so sind wie sie „richtig“ sein sollten (ihrer Meinung nach) vergessen aber die negativen Konsequenzen derjenigen die „falsche“ Präferenzen haben (bspw. Fleisch mögen). Genausowenig werden Produktivitätseinbussen von Menschen nicht mit denen der Tiere verglichen, was ein Menschenleben relativ wertvoller macht (da ist es auch nicht relevant, dass es Menschen gibt mit keiner Produktivität, relevant ist, dass man die verlorene Grenzproduktivität der Menschen + alle externe Effekte + alles Leid dem der Tiere gegegnüberstellt).

Ich verstehe die Einwände nicht wirklich. Ist der Einwand, dass jemand, der die Präferenz hat, Fleisch zu essen, mehr leiden wird als all die Tiere, die gegessen würden? Das ist doch absurd. Ist ein Barbecue wichtiger als das Leben eines Tieres? Krokodilleder wichtiger, als das Leben eines Krokodils? Wäre es also auch ethisch korrekt, (abgeschottete, "asoziale") Menschen zu essen, wenn die Präferenzen der Menschen nur gross genug sind?Ausserdem führen Flyer und Veg-Ads ja zu einer "freiwilligen" Änderung des Konsumverhaltens, da macht es keinen Sinn, die ursprüngliche "Präferenz" heilig zu sprechen.

Oder geht es um indirekte long-term benefits? Das gibt es auch bei Veg-Ads, weil da nicht einberechnet wird, dass die Personen, die deswegen weniger Tierprodukte essen, zusätzlich noch weitere Leute überzeugen werden. Ja, Menschen sind i.d.R. produktiver, als Tiere, die eingesperrt sind, aber heisst das, dass es besser ist, Menschen zu retten? Unklar. Wenn wir die Wirtschaft in Entwicklungsländern ankurbeln können, ist das gut für die Leute dort und sie werden weniger leiden. Gleichzeitig werden sie auch mehr Tiere essen, was riesiges Leid generiert. Es geht also in beide Richtungen.

Dass die Produktivitätseinbussen nicht einberechnet werden liegt daran, dass sie vernachlässigbar sind, wenn überhaupt vorhanden. Es gibt auch (probabilistische) Argumente dafür, dass vegan leben die Produktivität langfristig steigert (via Gesundheitsvorteile, weniger kognitive Dissonanz etc.), und allfällige Produktivitätseinbussen fallen v.a. in einer kurzen, jedenfalls aber begrenzten Umstellungsphase ins Gewicht, also auf ein ganzes Leben (oder auf ein paar Jahre) gesehen sind die nicht bedeutsam.

Hier übrigens noch eine Analysis Chart: http://www.effectiveanimalactivism.org/veg-ads
Beinhaltet sogar animal-to-human conversion rate, weil es z.B. nicht sicher ist, dass Hühner gleich viel leiden können, wie Personen. Man kann in dieser Tabelle seinen eigenen, willkürlichen Umrechnungsfaktor eingeben und sehen, dass die Ergebnisse ziemlich robust sind.

Ein weiterer Punkt: Tierhaltung ist etwas vom grössten Leidverursacher für Menschen (siehe Klimaerwärmung, Regenwaldrodungen, Ozeanverschmutzung o.ä.). Gleichzeitig kann durch eine Umstellung auf eine vegane Ernährung die Weltarmut zu einem Teil minimiert werden:
- http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichte...97118.html
- http://philosophyforprogrammers.blogspot...verty.html

Es ist also nur schon aus Sicht der menschlichen Präferenzen von Vorteil auf eine vegane Ernährung umzustellen.

(06-09-2013 01:35 PM)armi94 schrieb:  Sie sollten reingehören (angenommen Sepziezismus ist per se nicht wünschenswert, was ich nicht unbedingt glaube) aber dieser Schluss ist weit vom Schluss der EA-Vertreter entfernt. Sie behaupten ja sogar, dass es am Kosten-effektivsten sei wenn man Tierleid verhindert. Diese Schlussfolgerung geht also davon aus, dass das verhinderte Grenzleid bei Tieren mit den geringsten Kosten erzielt werden kann. Dafür benötigt man aber eine umfassende Wohlfahrtsbetrachtung um diese Behauptung wissenschaftlich zu stützen (und nicht mal die wäre hinreichend, weil es ja um das verhinderte Grenzleid geht nicht um eine Gegenüberstellung!). Soweit ich weiss gibt es dieses bisher nicht in ernstzunehmender Form. Dieser Schluss hat daher mit Wissenschaftlichkeit nichts zu tun. Was mich auch nicht stören würde, wenn sie sich denn nicht auf den Sockel der Wisschenschaftlichkeit stellen würden.

Was sind deine Einwände gegen den Anti-Speziesismus?
Dies bietet vielleicht eine gute Diskussionsgrundlage: http://www.tier-im-fokus.ch/mensch_und_t...ziesismus/
Du hast vollkommen recht, dass es noch extrem schwierig ist, wissenschaftlich abzuschätzen wo und wie man am effektivsten Leid verhindert. Aber nur weil es schwierig ist, heisst es nicht, dass man es nicht approximieren kann (die EA-Bewegung in der Schweiz wird wird sich in der nächsten Zeit genau mit diesen Researches vertiefter auseinandersetzen!).

(06-09-2013 01:35 PM)armi94 schrieb:  Ja womöglich „sollten“ sie dass, aber sie werden es nie tun, weil die Rechte von Menschen mit Präferenzen bestimmt werden (auch wenn es Ethiker wären).

Diesen Einwand versteh ich jetzt nicht genau, sorry.

(06-09-2013 01:35 PM)armi94 schrieb:  Wie bereits erwähnt, ich bin gerne offen für wissenschaftlich sauber Untersuchungen für dieses Thema. Und offensichtlich haben die Menschen einen Gewinn durch Tierkonsum, sonst würden sie diesen nicht vornehmen (gegeben ihren „falschen“ Präferenzen). Desweiteren könnte man argumentieren, dass bei gewisser Haltungsweise der Tiere gar kein Leid entsteht, man sich also problemlos mit biologischen Produkten ernähren kann (inkl. Fleisch).

Selbst wenn es Formen der Tierhaltung gibt, wo die Tiere völlig glücklich aufwachsen, ohne Stress oder Angst abtransportiert werden, und schmerzlos getötet werden, dann wird das nicht annähernd genügend effizient sein, um den jetztigen Konsum von Tierprodukten zu decken. In Amerika leben 99% der Nutztiere in Massentierhaltung, und auch in der CH sind es 90%. Viele Personen, mit denen man über Ernährung und Tiere reden, sagen, dass sie nur von lokalen und tierfreundlichen Bauernhöfen kauft. Statistisch ist dies extrem unwahrscheinlich, und ich denke nicht, dass sich mit einer solchen Haltung gross etwas verändert. Mit Veganismus setzt man hingegen ein Zeichen, dass einem die Angelegenheit wichtig ist. Ausserdem bringt man so ja auch gewisse Leute dazu, sich Gedanken über die Herkunft des Fleisches zu machen, selbst wenn nicht alle, mit denen man redet, auch vegan oder vegetarisch werden. Meme-Spreading scheint in der Angelegenheit ein wichtiger Faktor zu sein.

Zudem: willst du dieses Argument auch auf Menschen übertragen wollen? Dies wäre die logische Schlussfolgerung, sofern der Speziesimus nicht haltbar ist.

(06-09-2013 01:35 PM)armi94 schrieb:  Ja die braucht man wohl, aber wenn man die Wohlfahrt nur in einer Dimension maximiert, heisst dass noch lange nicht, dass man sich in der „bestmöglichen“ Welt befindet. Und bei mehreren Dimensionen ist dann die moralisch richtige Vorgehensweise nicht mehr ganz so „klar“.

Welche anderen Dimensionen schlägst du denn zusätzlich noch vor, nebst Leid/Glück/Präferenzen?
06-13-2013 01:04 AM
zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt | raise.ch | Nach oben | Zum Inhalt | Archiv-Modus | RSS-Synchronisation
Deutsche Übersetzung: MyBBoard.de, Powered by MyBB, © 2002-2024 MyBB Group.
Designed by © Dynaxel