Farbe bekennen! (Rot?)
Am 6. Juli bin ich seit einem Jahr Vegetarier. Eine Eröffnung eines Vegi-threads war schon ein paar Mal im Gespräch. Mein "Jubiläum" ist ein guter Anlass, wie ich finde.
Ausserdem: An alle Zweifler, die meine Absicht nicht ernstgenommen haben:
IN YOUR FACE :-P
Warum bin ich Vegi geworden? Ich hatte mit dem Gedanken bereits seit Jahren gespielt, habe aber nie den Absprung gefunden. Ähnlich wie ein Raucher, der die Entscheidung, aufzuhören, immer weiter hinausschiebt. In der Zwischenzeit achtete ich zwar meistens darauf, nur Bio-Fleisch zu essen, das dann aber dafür reichlich, also praktisch zu jeder Mahlzeit.
Den richtigen Anstoss bekam ich durch "Tiere Essen" von Jonathan Safran Foer. Ein gut recherchiertes Buch, das dem Leser Informationen liefert, ohne den belehrenden Zeigefinger zu heben. Für Lesemuffel empfehle ich den Film "Earthlings". Aber Vorsicht, der Film ist ganz starker Tobak und ziemlich moralinsauer. Nichts für schwache Nerven. Ignorance is bliss.
Meine Motivation, zukünftig auf Fleisch und Fisch zu verzichten, beinhaltet mehrere Dimensionen:
1. An erster Stelle steht für mich das unsägliche Leid der Tiere.
2. Klimaschutz. Die Tierhaltung ist für einen grossen Teil des weltweiten Treibhaus-gasausstosses verantworlich.
3. Umweltschutz. Weltweit werden immer mehr Waldflächen gerodet, um der Viehhaltung Platz zu schaffen. Flüsse werden durch Abwässer verschmutzt. Es wird zuviel Wasser verbraucht; für ein Kilo Fleisch ist ein Vielfaches des Wasser nötig, das für ein Kilo Gemüse oder Früchte benötigt wird.
4. Gesundheitliche Gründe. Durch den flächendeckenden Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung werden immer mehr Krankheitserreger behandlungsresistent. Der Einsatz von Wachstumshormonen (zB im Schweinefleisch) ist für den Verbraucher schädlich.
5. Soziale Gründe. Das ganze Getreide und Soya, dass in die Tierhaltung fliesst, könnte ebensogut der Ernährung der Dritten Welt zugute kommen, anstatt die Gelüste des wohlhabenden Nordens zu befriedigen.
Ich finde Fleisch immernoch fein, bin aber nie "schwach geworden". Trotzdem habe ich im vergangenen Jahr dreimal Fleisch gegessen:
- Auf der Weihnachtseinladung meiner Chefin. Sie wusste zwar, dass ich Vegi bin, wusste aber nicht, dass ich auch kein Fisch esse. Also habe ich ein paar Fischmöckli beim Fondue Chinoise gegessen. Es gibt Situationen, wo man seine Überzeugungen hinten anstellen muss. Das war sicherlich +EV.
- Ein daumengrosses Stück Hirschfleisch, geschossen im Tessin. Ich sehe keinen Grund, warum man Wildfleisch von Tieren, die man so oder so schiessen muss, nicht auch essen sollte. Wäre doch Verschwendung!
- Eine Wildschweinpastete von Freunden aus den Pyrenäen, die nicht wussten, dass ich Vegi bin. Gleicher Grund wie beim Hirschfleisch.
Ausserdem verzichte ich nicht ganz auf Sardellen. Jaja ich weiss, kognitive Dissonanz, sue me.
Mich interessiert eure Meinung und Essverhalten. Abstimmen!
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