M.P.Rator schrieb:ein punkt gibt mir zu denken: der "freie markt", der von links immer gebasht wird, ist also gar nicht frei. wenn also irgendwo dereguliert wird, wird der markt dadurch nicht wirklich freier, da die meisten anderen regulierungen bestehen bleiben und der markt eigentlich nur "umverzerrt" wird. D.h. ein echter freier markt müsste aus einem grossen guss heraus geschaffen werden, international, über die meisten grenzen hinweg. wenn dies nicht geschieht - sind dann die zB die FDPler, zB die privatisierung der post fordern, nicht genauso ideologisch fehlgeleitet wie die linke, die immer neue regulierungen machen will? weil ist es unter den gegebenen umständen nicht einfach völlig unklar und unvorhersehbar, wie eine privatisierte post in einem hochregulierten markt überhaupt agieren würde?
mir fällt halt immer das beispiel der englischen eisenbahn ein: habe mich nicht wirklich damit auseinandergesetzt, aber afaik wurde die vor einigen jahrzehnten (wahrscheinlich unter thatcher) privatisiert und ist seither am verfallen. da ging die privatisierung offenbar voll in die hose. weiss jemand, was da falsch gelaufen ist?
und nochmal zur post: ist es nicht politisch und gesellschaftlich wünschenswert, die post zu zwingen, ihren service public auch in unrentablen randregionen aufrechtzuerhalten? klar, die post macht dort verluste und ist deshalb nicht so effizient, wie sie sein könnte (was zu überhöhten portopreisen führt), aber ich sehe das als ein akzeptables übel im interesse des sozialen zusammenhalts der schweiz. gleiches gilt auch für die restliche infrastruktur in den randregionen und natürlich auch für die positive diskriminierung von sprachlichen minderheiten... für die pflege des rätoromanisch geben wir pro kopf viel mehr aus als für den deutschschweizerischen kopf. ist das ungerecht oder ist das einfach der preis der demokratie, des sozialen zusammenhalts und friedens und der kulturellen vielfalt der schweiz?
Nun, es ist nicht so, dass ökonomen eine "easy antwort" darauf haben. Das Problem ist: diese Dinge sind sehr sehr schwer zu beantworten. Man sollte die forderung nach "freien märkten" im generellen NICHT gleichtsetzen mit "kein Staat" und schon gar nicht mit "keine Regeln". Im generellen ist ein freier Markt einfach, dass Menschen irgendwo zusammenkommen, und Handel betreiben können wie sie wollen. Das heisst nicht per se, dass alles privatisiert werden muss, oder alles "dereguliert" werden sollte. Es geht mehr darum "wie" reguliert werden soll.
Wir brauchen Regeln, und sie müssen manchmal auch sehr strikt sein. Und es macht auch Sinn, dass der Staat gewisse aufgaben übernimmt. Wenn wir aber entscheiden, muss man sich den Stärken und Schwächen bewusst sein, und sich auch bewusst sein, dass das was man sich wünscht normalerweise unmöglich erreicht werden kann.
Regulierung sollte imo sehr "grob" sein. Grundregeln schaffen, die quasi das "Grundgerüst" der Spielregeln bieten, die verhindern das spieltheoretisch unschöne effekte entstehen (z.B.: anstelle mit dir zu handeln, erschiess ich dich einfach und nehm dir das geld weg). Regulierung sollte nicht detailiert irgendwelche "Anreize" versuchen zu steuern, die dann doch nur x sekundär effekte haben, die schlecht sind. Und oft (nicht zwingend immer) ist der freie Markt eine der besten lösungen die es gibt, auch wenn dabei extreme negative externe effekte entstehen können.
Ich kann dir also nicht wirklich eine Antwort auf die konkreten fragen geben. Ich hab obv. eine relativ unfundierte Meinung, andererseits ists auch verhältnismässig irrelevant, ob die Post nun privat oder nicht privat ist. Ich denke das wichtigste dort ist, dass wettbewerb nicht verhindert wird, sprich private z.B. explizit nicht verboten werden, oder die staatliche Firma nicht zu sehr bevorteilt ist.
Ich bin nicht per se der Meinung, dass keine quersubventionierung gewisser service public leistungen existieren dürfen. Man sollte einfach relativ konservativ damit umgehen, weil es in der regel teuer ist....