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Realitäten über Poker
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Paxinor Offline
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Beitrag #1
Realitäten über Poker
Ich hab mal wie von ein paar gewünscht, etwas zusammengeschrieben, das vielleicht auf PA.ch (wenn denn erlaubt) oder dann auf dem holdem-crew blog veröffentlicht wird.

kritik ausdrücklich erwünscht, bzw.verbesserungsansätze

Realitäten über Poker
Nachdem ich abgewartet habe bis alle Meinungsmacher sich über Blogs geäussert mit der Hoffnung, dass irgendjemand die Aussagen macht, die meiner Meinung nach so dringend gemacht werden müssen und nicht gemacht wurden, bin ich zur Überzeugung gekommen, dass es im Sinne von Poker wäre, wenn ich diese Punkte niederschreiben würde.

Ich war ein wenig enttäuscht wie wenig kritisches Denken bei den Meinungsmachern vorhanden isst. Alle blasen in das selbe Horn: "Poker ist Geschick, bei Poker kann man langfristig gewinnen, Poker ist so kompliziert wie Schach, bei Poker gibt es so viele Möglichkeiten das Spiel nach seinen Gunsten zu beeinflussen ergo ist Poker ein Geschicklichkeitsspiel" Wie kann es das Bundesgericht wagen, hier anders zu entscheiden? Die haben ja sowieso absolut keine Ahnung von Poker!

Wir wissen alle: in Poker kann ein Spieler mit Taktik, mathematischen Fähigkeiten, einem guten Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, Lernfähigkeit, schauspielerischem Talent, psychologischem Geschick und einer klugen Risikoeinschätzung das Spiel in einem gewissen Mass zu seinen Gunsten beeinflussen.

Anscheinend weiss das auch das Bundesgericht, der obige Satz kommt direkt aus deren Begründung. Ich glaube im Gegensatz zu vor 5 Jahren, ist es Allgemeinwissen, dass sich Spieler langfristige Vorteile erarbeiten können. Eigentlich sind wir uns ja alle einig, warum entscheidet das Bundesgericht dann anders?

Und hier endet die Diskussion der Community auch schon, mit viel Frust, Getöse und Polemik und verschliesst gleichzeitig die Augen vor ziemlich wichtigen Fakten. Was ein Glücksspiel und was ein Geschicklichkeitsspiel ist, ist reine Definitionssache, und wenn strategischer Tiefgang das entscheidende Kriterium ist, dann ist Poker definitiv ein Geschicklichkeitsspiel.

Leider hat der Gesetzgeber eine andere Definition. Der Gesetzgeber hat die Aufgabe, eine Linie zwischen gesellschaftlich "gefährlichen" Spielen und "ungefährlichen" Spielen zu ziehen. Wie er diese Spiele nennt ist eigentlich völlig egal, aber das Glücksspielgesetz ist so ausgearbeitet, dass es versucht genau diese Linie möglichst exakt zu ziehen.

Das Glücksspielgesetz versucht Spiele einzugrenzen, bei denen Spieler die Illusion erleiden könnten, langfristig zu gewinnen, obwohl sie eigentlich langfristig verlieren. Das Glücksspielgesetz schaut deswegen auch nur die kurzfristige Komponente an, weil nur dort die Illusion entstehen kann. Genau dort, wo der Zufall eine Rolle spielt, dort wo diese Illusion entsteht,wo die Leute nicht fähig sind anhand ihrer kurzfristigen Resultate zu sehen wie gut sie sind, dort wo Spielsucht entsteht.

Bei diesen Eigenschaften unterscheidet der Gesetzgeber, und das wird klar und deutlich im Bundesgerichtsentscheid so erwähnt. Dem Bundesgericht ist es egal, ob langfristig jemand gewinnt, sondern es fragt sich ob das Resultat eines einzigen Spieles ein korrektes "Signal" für die Stärke der angewendeten Strategie ist. Da zieht der Gesetzgeber die Linie und nirgend anders. Er zieht die Linie zwischen einem Schachspieler, der jedes Turnier gewinnt, wenn er perfekt spielt, und dem Blackjack Spieler, der die beste Strategie anwendet gegen das Casino, aber manchmal mehr als nur 0.0x% seines Einsatzes verliert.

Das Gesetz gibt es, weil der Staat davon ausgeht, dass wenn solche Spiele unreguliert komerziell angeboten werden, unhaltbare soziale Kosten anfallen.

Auf Poker bezogen stellt sich folgende Frage: können wir wirklich dem Bundesgericht beibringen, dass ein einziges Spiel, ein einziges Turnier ein relativ gutes Signal für die Spielstärke ist? Warum redet dann alle Welt von "langanhaltenden downswings" (Rino sprach mal in einem Blog von über einem Jahr), warum betreiben wir alle Bankrollmanagement mit einem vielfachen der Buy-ins, um den Bankrott zu vermeiden, obwohl wir Gewinner sind? Warum rechnen wir alle mit zweistelligen ROI zahlen, obwohl die besten Spieler eigentlich viel höhere haben müssten, wenn sie mehrheitlich in den vordersten Plätzen mitmischen? Warum sagen viele berühmte und erfolgreiche Pokerspieler, dass ein Turnier absolut nichts aussagt über die Spielstärke? Können wir davon ausgehen, dass wenn wir in 5-6 Turnieren nicht ITM waren, wir nicht gut pokern können?

Können wir wirklich mit Recht behaupten und dem Schweizer Volk plausibel erklären, dass ein einziges Turnier aussagekräftig ist, obwohl in jedem Pokerbuch steht, das es das nicht ist?
Ich glaube wir müssen uns sehr schnell folgendes klar werden: Die Eigenschaften von Poker, die für den Gesetzgeber relevant sind, um soziale Kosten zu verhindern, sind praktisch identisch mit all den Casinospielen, die Glücksspiele sind. Schlussendlich ist ja Poker nichts anderes als ein Münzwurf, wo um ein paar % gewinnchance Schach gespielt wird. Es gibt kurzfristig Abweichungen, langfristig konvergieren wir zu unserem echten Erwartungswert. Die Eigenschaften von Poker die für uns als Community wichtig sind, nämlich ob diese Gewinnchance positiv oder negativ ist, da unterscheidet sich Poker extrem von den Casinospielen, die alle eine negative Gewinnchance haben.

Und diese Diskrepanz müssen wir ganz klar sehen, denn für alle Nicht-Pokerspieler sind wohl die gesetzgeberrelevanten Eigenschaften wichtiger.

Irgendjemand muss jetzt mehrheitsfähige Argumente liefern, die auch mit der Zielfunktion des Gesetzgebers plausibel sind.
Was nützt es, wenn wir Community intern, eine Definition von Geschicklichkeitsspiel entwickeln, die für den Gesetzgeber nachweislich nicht relevant ist? Was bringt es uns wenn Rinaldi dem Bundesrat schreibt wieviel Millionen er gewonnen hat? Ist das nicht kontraproduktiv, weil das automatisch bedeutet er hat es von jemandem gewonnen, der glaubt, dass er gewinnt, obwohl er es nicht tut, weil er zu Beginn einen Lauf hatte? Ist es clever dem Bundesgericht vorzuwerfen, sie hätten keine Ahnung, wenn man nicht mal den Entscheid gelesen hat, und genau den von mir geschilderten Sachverhalt realisiert hat? Und ist es clever, dass viele die diesen Sachverhalt erkennen,aber trotzdem nichts sagen?

Der richtige Weg wäre, zu zeigen, dass eben die coolen Sachen wie SPMT kaum soziale Kkosten haben. Und das man auch bereit ist, vielleicht auf ein unreguliertes Angebot von komerziellem Poker verzichten, um etwas mehrheitsfähiges hinzukriegen. Das Bundesgericht hat ja mit der expliziten Legalisierung von Homegames gezeigt, dass auch das Bundesgericht davon ausgeht, das Glücksspiele im richtigen Umfeld nicht relevante soziale Kosten aufwerfen. Wir müssen die Diskussion über die sozialen Kosten führen und nicht darüber ob Poker ein Geschicklichkeitsspiel ist oder nicht.

Aber die Diskussion und die Argumentationen gehen eben genau in die falsche Richtung. Es sind mathematisch stichhaltige Fakten, dass ein einziges Pokerturnier mehrheitlich vom Zufall abhängig ist und das 70% oder mehr der Spieler langfristig verlieren. Diese Fakten müssen nun auf den Tisch, sonst müssen wir mit Sicherheit mit dem status quo leben, wenn wir weiter dahinträumen, und versuchen uns die Definition zurechtzubiegen. Dies ist sowieso ein von anfang unfruchtbarer Ansatz, weil das Bundesgericht schon entschieden hat. Ich bin der festen Überzeugung, das auch der Versuch dies "auszuhebeln" unfruchtbar sein wird.

Das einzige was wir erreichen können, ist das man diese "Linie" richtig DURCH Poker zieht. Das Bundesgericht hat das ja schon gemacht bei Homegames, vielleicht wäre es auch möglich bei jährlichen grossen Tourneys, die von einem NPO organisiert werden oder ein sonstiges Lizenzierungsverfahren in zusammenarbeit mit den Spielbanken oder oder oder... Aber um all das zu tun müssen wir erst mal realisieren was der Gesetzgeber machen will, und dann schauen, das wir das Richtige auf die richtige Seite der "Linie" bringen... offensichtlich ist Glücksspiel im richtigen Umfeld legal, weil keine sozialen Kosten entstehen... Die Frage muss darum lauten: wie schafft man das richtige Umfeld? Dazu gehört halt auch, das man Poker nicht romantisiert und die Dinge fair beim Namen nennt und nicht von Sport und was weiss ich redet, wenn es eben Gambling ist... In Sport ist die Strategie am Resultat des kurzfristigen Spielausgangs relativ gut messbar, in Poker nicht, ein extremer Treiber sozialer Kosten. Das ist ja überhaupt nicht schlimms, wenn man das richtige Umfeld schafft um es für alle Spieler "gefahrlos" zu machen. Und das dies nicht nur im Casino, sondern auch sonstwo möglich sein kann, sieht auch das Bundesgericht auch so.

"also wie gesagt, ich war damals anfang 20 und ziemlich gut aussehend" - oh__mygod
06-08-2010 02:49 PM
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Realitäten über Poker - Paxinor - 06-08-2010 02:49 PM
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