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Pokerturniere legal - wie weiter?
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Attila Offline
Posting Freak

Beiträge: 3,187
Registriert seit: Oct 2006
Beitrag #1
Pokerturniere legal - wie weiter?
Nachdem das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde des Casinoverbandes vor 4 Wochen abgewiesen hat, besteht nun ein Handlungsbedarf, dass die Kantonen entsprechende Spielregeln für die Veranstalter ausarbeiten. In der Presse konnte man diese Tage folgenden Text dazu lesen:

Zitat:«Die derzeitige Situation ist unhaltbar», sagt Michael Richard von der interkantonalen Lotterie- und Wettkommission (Comlot). Den Kantonen fehlten Regeln, wie mit Pokerturnieren privater Veranstalter umzugehen sei. Regeln seien nötig, um Kriminalität zu verhindern. «Spiele um Geld, also auch Poker, sind verbunden mit Problemen wie Betrug, Geldwäscherei und Spielsucht», sagt Richard. Deshalb hätten die Kantone eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Diese soll bis kommenden Herbst einen Mustererlass erarbeiten, an dem sich die Kantone für die eigene Gesetzgebung orientieren könnten.

Hintergrund dieser Aktivitäten ist die Unterscheidung bestimmter Pokerformen als Glücks- oder als Geschicklichkeitsspiele. Glücksspiele sind Bundessache, Geschicklichkeitsspiele hingegen Sache der Kantone. Als Reaktion auf zahlreiche Gesuche von Veranstaltern hatte die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) im Dezember 2007 erstmals festgestellt, dass bestimmte Pokerturniere als Geschicklichkeitsspiele gelten können. Seither qualifizierte die Behörde rund 200 Gesuche für Pokerturniere als Geschicklichkeitsspiele. Somit dürfen diese Turnierformen ausserhalb von Casinos stattfinden, sofern der betroffene Kanton sie nicht verbietet. Der Schweizer Casino Verband scheiterte zuletzt am 30. Juni mit einer Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht.

Das Problem sei, dass die meisten Kantone nur Regelungen für Geschicklichkeitsspiele hätten, bei denen es um Automaten gehe, sagt Richard. Pokerturniere verbieten könne erst der Kanton Basel-Landschaft, der ein Geldspielverbot kenne. Durch dieses seien im Baselbiet auch Pokerturniere, die als Geschicklichkeitsturniere qualifiziert wurden, verboten, wenn um Geld gespielt werde. Der einzige Kanton, der eine Regelung speziell für Poker in Kraft gesetzt habe, sei Waadt.

«Der Grossteil der Kantone hat sich ebenso wie der Schweizer Casino Verband gegen die Qualifikationsentscheide der Spielbankenkommission gewehrt», sagt Richard. Beide Seiten möchten Pokerturniere ausserhalb von konzessionierten Spielbanken verbieten können.

Klare Regelungen sind sicherlich zu begrüssen. Stellt sich nur die Frage, was da alles geregelt werden soll. Geht es um Mechanismen, wie man Spielsüchtige schützt? Geht es um einheitliche Auflagen für die Veranstalter? Geht es um Vorschriften zu Sicherheitsmassnahmen, um Betrügereien zu verhindern? Geht es darum, dass die Veranstalter zukünftig mehr zur Kassa gebeten werden sollen (MwSt etc.)? Was soll da wirklich geregelt werden?

Ich würde es begrüssen, wenn durch die Regelungen mehr Seriösitat in dieses Business einziehen würde. Ich würde es gut finden, wenn nicht jeder Feld-und-Wiesen-Veranstalter (wie bisher) ein Pokerclub eröffnen kann und dann mehr oder eben weniger unkontrolliert vor sich hin wursteln kann. Wer garantiert uns Spielern, dass da alles mit rechten Dingen zugeht? Ich denke da an simple Dinge, wie die Sicherheit, dass in den Pausen keine Chips 'verschoben' werden, oder dass keine Chips benutzt werden, die man in jedem Versandhandel kaufen kann. Oder hat schon mal jemand nachgezählt, ob wirklich nicht mehr Leute an den Tischen sitzen wie angegeben werden?

Ich habe es in einem anderen Topic schon mal geschrieben, dass es gut wäre, wenn es eine Art offizielles Label geben würde für die Veranstalter (wie die Sterne beim Hotel). Je mehr Standards ein Pokerclub erfüllt, je mehr Sterne bekommt er. So kann jeder Teilnehmer sehen, ob der Betrieb seriös arbeitet und guten Service liefert.

Was haltet oder erwartet ihr grundsätzlich von den Kantonen an Regelungen?

-- Attila
07-28-2009 10:01 PM
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suschisi Offline
Senior Member

Beiträge: 251
Registriert seit: Mar 2007
Beitrag #2
Re: Pokerturniere legal - wie weiter?
Ich würde es begrüssen, wenn es bestimmte Regelungen gäbe seitens des Kantons. Dann wüssten nämlich auch die Gemeinden was Sache ist. Momentan herrscht auch da komplette Willkür. Je nach Kaff hat man als Veranstalter entweder Glück oder Pech.

Bestrebungen in Richtung eines Labels habe ich schon vielerorts aufgeschnappt. Hierzu braucht es jedoch einen Schweizer Poker Verband. Und zwar einen richtigen, nicht irgendwelche fünf Nasen, die sich einfach mal so nennen, und auch keine Vereinigung, welche damit Geld verdienen will. Sondern halt einen möglichst unabhängigen Verband, der die Schweizer Veranstalter vertritt. Dies hätte mehrere Vorteile:
- Ein solches Label könnte aus den von Attila genannten Gründen eingeführt werden --> Qualitätssteigerung
- Es könnten offizielle Schweizer Meisterschaften ausgetragen werden
- Man hätte mehr Gewicht gegenüber Behörden (Lobbying)
- Eine grössere Medienpräsenz wäre denkbar (PR für Poker und Pokerszene Schweiz)
Gerade das Lobbying wäre im Moment sehr wichtig. Sonst beschliessen ein paar Bürokraten irgendwas, über ein Spiel, von welchem sie keine Ahnung haben. Überhaupt sehe ich hier im Moment ein sehr grosses Gefahrenpotential für die privaten Veranstalter. Die Gewinnmargen sind sehr klein, der Überlebenskampf hart. Wem nützt da noch der ESBK Entscheid betreffend Geschicklichkeitsspiele, wenn diese durch Zwangsabgaben verunmöglicht werden? Vielleicht beschliessen sie auch wenig bis gar nichts, wer weiss. Aber ein Verband wäre definitiv eine gute Idee.

Lukas
Pokermaniacs
07-28-2009 11:21 PM
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Nimifluk Offline
Posting Freak

Beiträge: 1,730
Registriert seit: Nov 2006
Beitrag #3
Re: Pokerturniere legal - wie weiter?
Attila schrieb:Was haltet oder erwartet ihr grundsätzlich von den Kantonen an Regelungen?
Nun, da meine Erwartung an die Legislative obv zu hoch sind (mein Erfahrungswert der letzten Jahrzehnte), erwarte ich nicht wirklich eine sinnvolle Regelung, hoffe jedoch, dass sie zumindest nicht zu sinnfremd ausfällt; wobei ich persönlich kein Problem damit hätte, dass es nur in Casinos erlaubt wäre. Das Kernproblem liegt hier einmal mehr - wie bereits in Vorposts erwähnt - darin, dass irgendwelche Leute ohne Ahnung irgendwas zusammenschustern.

Sinnvollerweise müsste zunächst ein klare gesetzliche Regelung auf Stufe Bund erfolgen, denn selbst nach dem aktuellen Entscheid ist es lediglich eine Auslegung einer Behörde, welche dafür eigentlich - gemäss deren Auftrag - diese Kompetenz gar nicht hat. Eine Verordnung, welche das aktuelle Gesetz präzisiert, würde völlig ausreichen, sprich ein einfaches Geschäft im NR/SR; somit müsste nicht mal eine langatmige Gesetzesrevision erfolgen. Darauf müssten die Kantone lediglich den Bereich 'Geldeinsatz' regeln, sprich maximale Einsätze und Gewinne. Ansonsten erlassen die Kantone Gesetze und Verordnungen, welche im Widerspruch zum Bundesgesetz stehen.

Seriösität und Sicherheit kann nicht via Gesetz verbessert werden und Betrüger scheren sich eh um keine Richtlinien; somit könnte dies nur mit Lizenzen geregelt werden, was jedoch wiederum Spielraum für Willkür böte, sofern nicht zentral und gesamtschweizerisch geregelt.

Das Problem der Spielsucht und deren folgen, kann leider nur mit unlukartiv tiefen Gewinnen oder enormem administrativen Aufwand gelöst werden (mal ungeachtet vom Datenschutz). Wobei dieser Punkt imho der wichtigste ist, da man doch recht viele Typen an den Grümpelturnieren antrifft, welche sich in Casinos haben sperren lassen (oder dies gar vom Vormund oder einer Behörde veranlasst wurde) und sogar wissen, dass sie spielsüchtig sind, aber logischerweise jede Möglichkeit nutzen ihre Sucht zu befriedigen. Ganz lösen lässt sich dieses Problem nicht, jedoch muss im Sinne der Sozialkosten hier eine vernünftige Regelung getroffen werden (klaro, kein Casino weist einen solchen Typen auf sein Problem hin, aber wenn er vom Vormund/Behörde gesperrt wird, müssen sie sich zumindest daran halten).

Cliffnote
Lange Rede kurzer Sinn: basierend auf den heutigen Gesetzen wäre der Maximaleinsatz bei Fr.5.- und der Maximagewinn bei Fr. 50.- ausserhalb der Casinos (ansonsten kommen noch die steuerlichen Aspekte hinzu [MwSt/Gewinnsteuer]). Alles darüber in den Casinos oder unter deren Lizenz ausserhalb deren Lokalitäten.
07-29-2009 12:22 AM
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marco21ch85 Offline
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Registriert seit: Jul 2009
Beitrag #4
Re: Pokerturniere legal - wie weiter?
ein spielsüchtiger spielt sowiso ob lega oder illegal...
07-29-2009 08:05 AM
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CatDonk Offline
Member

Beiträge: 113
Registriert seit: Jul 2009
Beitrag #5
Re: Pokerturniere legal - wie weiter?
Hm, ich finde ein Gesetz für die Geldeinsätze nicht so prickelnd. Immerhin gibt es auch Sportveranstaltungen, die ein Startgeld benötigen und am Ende ein riesiger Preis winkt. Ausserdem wüsste ich keinen Grund, wieso ich im Casino 1000.- Franken verspielen darf, aber ausserhalb nicht.
Dazu kommt, dass für jeden Spieler das Geld unterschiedlichen Wert hat. Für einen Arbeitslosen, der mit 2'500.- über die Runden kommen muss sind 100.- mehr wert als für jemanden der 10'000.- verdient.

Daher sollte es eher eine individuelle Lösung geben, anstatt eine allgemeine.
Evtl. sowas wie eine Playercard. Leute die an Pokerturnieren teilnehmen wollen müssen den bantragen und allfällige Unterlagen wie Beitreibungsauszug, monatliches Einkommen etc. angeben. Und damit verhindert wird, dass sie mit der Karte in die Schulden kommen eine Jährliche überprüfung oder sowas wie ein Limit auf der Karte eindrucken.
Beim Registrieren fürs Turnier muss man dann die Karte vorweisen, mit der Aufschrift. Maximal Einsatz 100.- pro Kalenderwoche und der Veranstalter muss das dann im Computer eintragen.

Wäre sicher mit viel Aufwand verbunden. Aber auf langfristige Sicht fände ich sowas oder ähnliches, halt aufs Individuelle Einkommen bezogen einfach besser. Die Kehrseite der Münze hierbei wäre halt, dass die Pokerszene einen Rückschlag erleiden würde - wie auch bei einem Höchsteinsatz von 5.- imo.
-> Spontane Pokerer würden den langwierigen Prozess nicht auf sich nehmen wollen, nur um eine Partie Poker zu spielen...
-> Viele Private Veranstalter müssen umrüsten um die Angaben zu überprüfen evtl. sogar schliessen.
-> Die Illegalität von Pokerturnieren wird gefördert.

DeusDeorum schrieb:Sie meinen, sie haben einfach Pech, aber spielen in Wirklichkeit falsch. Das zu realisieren, dauert ne Weile.
07-31-2009 03:24 PM
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