Hättet Ihr anders gespielt?

[darms]

Hallo Zusammen

Ich bin neu und würde gerne eine Hand diskutieren, die gestern mein Aus beim 330.- Satellite für das High Limit Turnier vom Wochenende im Grandcasino Baden bedeutete:

Gespielt sind etwa 2h, frühe-mittlere Phase des Turniers. 77 Entrys, noch etwa 50 dabei. Die ersten 13 erhalten ein Ticket für das 1'650.- Turnier vom Wochenende. Bei meiner Hand ist der Tisch noch nicht komplett aufgefüllt, 7 Leute am Tisch. Anfangsstack 10'000, AVG 12'100, Blinds 300/600. Ich sitze am Button und habe ziemlich genau AVG.

Alle folden zu mir. Ich bekomme QQ und raise auf etwa mehr als dreifachen BB auf 2'000. SB geht drüber und raiset auf 4'300. BB foldet. SB hat etwas mehr Chips als ich, dennoch würde ihm ein verdoppeln meinerseits empfindlich treffen. Ich schätze ihn als einen guten Spieler aber ziemlichen LAG ein. Dennoch sollte er mir Kredit geben, da ich am Tisch ein tightes Image vertreten und mir einen gewissen Respekt erarbeitet habe. Meine Range setze ich bei einem 99+ an, AKx, allenfalls noch AQs (durch meine QQ aber weniger wahrscheinlich). AA und KK wären denkbar, diese Monster wurden von ihm aber bislang eher slow gespielt. Am Wahschleinlichsten erschien mir JJ, allenfalls TT.
Ich setze meine restlichen Chips, nochmals etwa 9'000. Im Pot also etwa 15'000, noch 5'000 für ihn zu callen.
Seine Reaktion zeigte mir schnell, dass ich wohl nicht dominiert würde, da mit KK oder AA natürlich sogleich der call erfolgt wäre. Er murkst etwas rum, brabbelt was von committed und dass ich ihn wohl dominieren würde, und callt dann trotzdem. Er zeigt JhJx. Auf dem Flop: 9h5h2c. Toller Flop, denke ich, bin ja weit vorne und freue mich bereits auf die weitere Phase des Turniers mit doppeltem AVG. Turn: Th. Ich ahne übles. Habe ich ich nicht die letzten zwei Turniere bereits durch BadBeats mit ähnlichen Stacksizes verloren? Was war das nochmal... ah ja: AQ vs QT, runner runner flush. KK vs AQ, A auf dem River.... Wird doch wohl nicht wieder....
River: Kh. Mein Gegner gewinnt mit Runner runner flush dank seines vermaledeiten Herz Buben.
Grosses Sorry von ihm und Bedauern am Tisch, waren sehr nette Spieler, u.a. der immer nette und überaus starke Hans Pfister...
Leider kann ich mir nichts davon kaufen. Ich war komplett enttäuscht, paralysiert, starrte auf das Board und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich bin ein Live-Hobbyspieler, aber ambitioniert. Ich lese sehr viel, versuche mein Spiel immer zu erweitern und zu analysieren etc. Gleichwohl raubt mir so eine Geschichte den Schlaf und auch wenn ich weiss, dass solche Dinge zum Pokern gehören und gerade die Varianz und der Glücksfaktor bei Turnieren recht hoch sind, ärgert es mich über die Massen, immer wieder als grosser Favorit ein preflop all in als 4:1 Favorit oder gar gegen ein 4% Szenario zu verlieren.
Daraus ergeben sich mir folgende Fragen und ich wäre wirklich sehr froh über einige Rückmeldungen:
1. Wie kann ich lernen besser damit umzugehen? als der Herz-König auf dem River kam hätte ich am liebsten den Tisch umgeschmissen oder mindestens ein Kraftausdruck verwendet. War aber einfach nur leer, platt, down...
2. Wäre es auf die beschriebene Hand bezogen eine Idee gewesen, das Raise des SB zu callen und dann auf dem Flop all in zu gehen? vielleicht hätte er dann bei mir ein Set vermutet und gefoldet. Für den backdoorflush zu callen ist ja sicher keine Option.

Was meint Ihr?
Herzliche Grüsse und ein gutes Blatt
Claudio

[DeusDeorum]

Willkommen im Forum!

Ich weiss, du bist neu. Aber trotzdem: bitte die Handbewertungsregeln durchlesen: <!-- l --><a class="postlink-local" href="http://raise.ch/forum/viewtopic.php?f=28&t=6657">viewtopic.php?f=28&t=6657</a><!-- l -->

Hab null Bock, diesen Lauftext zu lesen. Die Analyse wird auch nicht so gut ausfallen, da man immer wieder nachlesen muss, was denn genau wann war. Darum nochmals: strukturieren, dann wird dir gerne geholfen.

[tron]

bin nett, daher:
satellite, 77 spieler, 50 left, 300/600 (ante kA)
hero has QQ auf btn mit avg stack (12.1k)
alle folden zu btn, hero machts 2k, laggy villain in SB machts 4.3k, hero goes all-in und verliert gegen JJ

zur hand: raise preflop kleiner...
restliches feedback folgt ev später, ev. von sonst wem, mag gerade nicht

[darms]

Danke für den Hinweis auf die Bewertungsregeln.
Wäre es so i.O. gewesen oder immer noch zu ausführlich?:

330.- Satellite für 1'650.- High Limit Turnier. Grandcasino Baden.
77 Entrys, 50 left. Die ersten 13 erhalten ein Ticket.
Tisch noch nicht komplett aufgefüllt, 7 Leute am Tisch.
Anfangsstack 10'000, AVG 12'100, Blinds 300/600.
Ich sitze am Button und habe etwas weniger als AVG.

Alle folden zu mir (Button).
Ich bekomme und raise auf etwa mehr als dreifachen BB auf 2'000.
SB geht drüber und raiset auf 4'300. BB foldet.

SB hat etwas mehr Chips als ich, dennoch würde ihn ein verdoppeln meinerseits empfindlich treffen. Ich schätzte ihn als einen guten Spieler und aggressiven Spieler ein.
Hatte mir am Tisch ein tightes Image und einen gewissen Respekt erarbeitet.

Meine Range: 99+, AKx, allenfalls noch AQs (durch meine QQ aber weniger wahrscheinlich) oder AJs.
AA und KK wären denkbar, als tricky spieler hätte er dies aber wohl eher slow gespielt.
Am Wahschleinlichsten erschien mir JJ, allenfalls TT.

Ich setze meine restlichen Chips, nochmals etwa 9'000. Im Pot also etwa 15'000, noch 5'000 für ihn zu callen.

Bevor ich den weiteren Verlauf poste ergeben sich mir folgende Frage und ich wäre wirklich sehr froh über einige Rückmeldungen:

1. Wäre es eine Idee gewesen, das Raise des SB zu callen und dann auf dem Flop all in zu gehen?

Was meint Ihr?
Herzliche Grüsse und ein gutes Blatt
Claudio

[DeusDeorum]

Hoi Claudio
Besser, aber Bilder wären nice ( ist ** ohne **).

Zur Hand: Du hast 18bbs und wenn Villains pre folden, stört dich das nicht im Geringsten. Ich shippe.
As played: Easy going broke (also shippen). Callen ist die schlechteste Variante, da Villain am Flop wohl nur broke geht, wenn er auch hitted.
Wenn du raisen willst, mach das btw. kleiner, so 2.5 fach.

[deatfish]

Sali Claudio

Wie deus gesagt hat 2.5 oder nur 2 fachen bb pre rest io!
Eine gute sache für mich mit bad beats umzugehen war, viel online Spielen. Da erlebst du viel mehr solche Situationen kennen, und lernst besser damit umzugehen.Wenn du Live halt nicht sehr viel spielst, ist die Varianz halt sehr gross, und dann sind solche Situationen immer doof.

Gruss

[illadner]

Ja, 3.33x raise preflop ist extrem gross wenn ihr so short seid, unbedingt kleiner raisen.

Es ist interessant, dass du die sehr gute Frage (bzw. deine Überlegungen) im zweiten Post weggelassen hast und dich auf die Handanalyse konzentriert hast. Das ist schade, denn rein pokerstrategisch ist die Hand nicht sehr interessant. Viel interessanter finde ich, was es in dir auslöste und welche Gedanken du dir dazu machst, das ist eine komplett andere Dimension und auch unheimlich wichtig.
Poker kann doch (auf diesem Level) nur dann ein sinnvoller Zeitvertrieb sein, wenn das Spiel an sich und die gewonnenen Hände den Spasspegel mehr nach oben treiben, als ihn die verlorenen Hände und die Badbeats heruntertreiben - dies ist sicher nicht der Fall, wenn man nach so einer Hand tagelang daran zurückdenkt und zum Teil nicht schlafen kann. Deshalb ist die Auseinandersetzung damit sicher wichtig und wertvoll.

1) Zum pokerstrategischen
Ihr seid schon short und du erhältst ein Monster in einer Situation in welcher deine Rang als sehr weit angesehen wird (Steal Position) - was Besseres kann dir nicht passieren und wenn die Spieler gut und aggressiv sind, werden sie sich auch dementsprechend verhalten und auch ihre Ranges erweitern.

Aus deiner und aus seiner Sicht ist die Hand standard (wie gesagt, normalerweise wärs eher du raised auf ca. 1300, er reraised auf 2500 du pushed).

Deine Überlegungen bei Punkt 2. im Originalpost sind zwar verständlich, sie deuten aber auf eine sich anbahnende BadBeat-Paranoia hin und sind komplett unlogisch - sorry für die klaren Worte, aber das muss unbedingt in den Kopf eines Spielers rein. Dein Punkt 2 sagt folgendes aus:

"Wenn ich preflop nur gecalled hätte, dann hätte ich ihn zum Fold von JJ bringen können und er hätte sein Suckout nicht bekommen.

Diese Überlegung/Schlussfolgerung ist auf einigen Ebenen falsch:
a) er hätte mit JJ bei einem 259 Board und weniger als einer Pot sized Bet behind nie folden können
b) (wichtiger) Du willst NICHT, dass er foldet! Die Tatsache dass er gewonnen hat ändert nichts daran, dass du dich freust, wenn du weit vorne liegst. Sie ändert auch nichts daran, dass du tatsächlich rausfliegen kannst.

2) zum "psychologischen" Aspekt, bzw. wie man mit solchen Situationen umgehen kann

Das ist unheimlich schwierig zu sagen. Es hängt imo sehr stark von der Persönlichkeit ab, aber man kann auf alle Fälle an sich arbeiten. Die Erfahrung, die ins Feld geführt wurde ist schon sehr wichtig und es ist tatsächlich so: wenn man wenig spielt, dann empfindet man diese Hände als isolierte Ereignisse und man hat zu wenig vergleichbare Situationen, um sie korrekt in seine Erfahrungswelt einzuordnen.

Ich bin eher der rationale Typ und und versuche mich mehr auf das Spiel, als auf die Dinge die ich nicht beeinflussen kann zu konzentrieren. Aber das ist einfacher gesagt als getan und ist sehr individuell. Wenn man sich aber oft rational mit gespielten Händen auseinander gesetzt hat, ist es viel leichter bei solchen "wichtigen" Händen auf Distanz zu gehen und einzuschätzen, was "wirklich" passiert ist.

Ich habe für mich ein fixes Ritual um nach "katastrophal" verlaufenen Sessions abzuschalten und den Schalter umzulegen - dies erscheint mir vor allem am späten Abend wichtig, damit ich nicht die halbe Nacht weitergrüble.
Es geht dabei darum, mich mit ganz profanen Dingen wieder geistig in der normalen Welt "zu erden" (wow das klingt fast schon esoterisch lol): die Handhistory auf einen Serverplatz (für den review) legen, 2 Rilke-Gedichte lesen, ein wenig Schokolade essen.

Sowas kann schon helfen (die meisten meiner Kollegen gehen nach einer verlorenen Hand einfach mal eine rauchen, aber ich rauche nicht :-) ).