Eine kleine Review zu einer Serie, die nicht ganz neu ist, 1. Staffel ist gerade auf Blu-ray rausgekommen. Habs schon länger aufm Radar gehabt, aber irgendwie nie dazu gekommen:
The Newsroom
Ist HBO-Serie (d.h. 45 Minuten) vom Macher von WestWing (hat auch "Eine Frage der Ehre" , "Social Network" "Moneyball", "Charlie Wilsons War" gemacht) und handelt vom Alltag einer TV-Nachrichtenstation, ein Traum für jemanden wie mich. Hab gestern damit angefangen, heut bin ich fertig (und ja, arbeite daneben). Ganz so gut wie sich das anhört ist es allerdings nicht. Aber sehr gut.
Ob der Alltag eines grossen amerikanischen TV-Senders wirklich so aussieht, vermag ich nicht zu beurteilen. In der Schweiz sieht es definitiv anders aus, hier konkurrieren aber auch nicht unterschiedliche Netzwerke um 250 Millionen Zuschauer.
Der Plot ist soso naja, es gilt halt das Motto "News comes first" und es werden alle Journi-Kriterien und Klischees von Integrität über Intelligenz bis zum Alkoholismus behandelt. Da die Story an reale Ereignisse anlehnt, aber durchaus sehenswert (es kann aber beispielsweise nicht sein, dass ein Prakikant die Wichtigkeit hat, die einigen in der Serie zugestanden werden). Doch das sehenswerte hört in dem Moment auf, wo die Real-Life-Eskapaden zum Tragen kommen. Die sind teilweise so schlecht, dass mir die Charaktere lieber sind, von denen man nichts weiss, was natürlich nicht Absicht des Regiseurs gewesen sein kann. Vor allem die Frauen wirken sehr unglaubwürdig. Auf der einen Seite so stark, dass sich kein Mann an sie herantrauen würde, zwei Sekunden später neurotisch bis zum geht nicht mehr. Das nervt auf Dauer, weil es die Handlung vorhersehbar macht (das war schon bei WestWing ein Problem).
Das Geniale an Sorkin sind aber nicht die Plots, sondern die Dialoge. Die sind nach wie vor sehr gelungen, wer sich ein bisschen für US-Politik interessiert wird seine wahre Freude haben. Was mir im Vergleich zu WestWing fehlt, ist etwas die Ironie, die Schlagfertigkeiten der Figuren ist dafür grandios. Die Dialoge sind aber so gut, dass sie niemals im realen Leben in dieser Fülle geschehen könnten, aber das ist egal.
Viel schlechter als die Dialoge ist, im Vergleich zu West Wing, das Casting der Charaktere. Die Hauptrolle ist perfekt, auch andere wichtige Darsteller sind gut besetzt. Doch die Nebenrollen, die aber trotzdem 2-10 Minuten pro Serie bekommen, sind teilweise extrem unglaubwürdig, für mich jedenfalls.
Insgesamt aber immer noch Prädikat sehr gut, wie zu Beginn geschrieben, auch wenn ich wohl wegen des Themas biased bin. Dafür hatte ich wegen Sorkin extrem hohe Erwartungen, Unausgewogenheit dürfte sich also aufheben. Wer also über die Weihnachtstage Zeit rumbringen muss, kann das schlechter machen als mit The Newsroom.
