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Über den Sinn von Wettkampfpoker
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Paxinor Offline
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Beitrag #15
Re: Über den Sinn von Wettkampfpoker
Ich finde nicht korrekte analyse der ganzen geschichte:

Mann muss äusserst vorsichtig sein, wie man Varianz definiert, und wie man das Spiel definiert, darum kommt Talendino imo ein wenig auf die falschen schlüsse.

Erstens einmal ist Varianz "die quadrierte durchschnittliche abweichung" vom mittelwert, und grundsätzlich nicht vergleichbar. was ist z.B. die standardabweichung von fussball? gemessen in 0 oder 1? in punkten? in finanziellen äquivalenten? was im durchschnittspost in der shoutbox akzeptabel sein mag, ist ein absolutes no go: einen begriff irgendwie definieren, so, das es einen punkt hervorhebt, der als solches gar nicht existiert. Obv. ist der nachteil/vorteil von "abweichung vom mittelwert" immer im Kontext zu sehen und nur äusserst schwer vergleichbar. Das ist schon sehr gefährlich

Die Frage die Talendino eigentlich aufwerfen wollte ist folgende:

Wird der Ausgang eines Fussballspiels/Pokerspiels mehrheitlich durch UNKONTROLLIERBARE faktoren bestimmt oder nicht, was zur konsequenz hat, das eben nicht immer das gleiche team das bessere ist, sondern manchmal der fcb gewinnt und manchmal eben zürich... dies hat aber mehrheitlich damit zu tun, das die teams "im schnitt" gleich gut sind, und irgendwelche kleine faktoren den unterschied machen, welches team nun eben besser ist und welches nicht, IN GENAU EINEM SPIEL.

Und da beginnt schon der riesen unterschied zwischen Poker und einem Sport (und darum ist Poker kein Sport): In Poker ist dieser unkontrollierbare Faktor institutionalisiert. Es gibt die Regel, dass man die karten des gegners nicht sehen darf und die Karten zufällig verteilt werden müssen. selbst wenn Gott Poker spielen würde, müsste er diese Regeln beachten, und wäre dem fakt ausgesetzt, dass der faktor einer hand/session/tourney mehrheitlich durch institutionalisierte / unkontrollierbare faktoren. Ganz im Gegensatz zum Sport wo zumindest theoretisch jeder Faktor kontrollierbar ist. Es gibt keine Regeln, die mir nicht sagen wo das tor ist, wo die out-Linie ist etc. Somit ist rein theoretisch alles kontrollierbar in einem Spiel, und somit nur vom Können abhängig dieses Spiel zu kontrollieren.

Mit anderen worten: Gott würde jedes Fussballspiel gewinnen aber nicht jede Hand, und da beginnt schon mal theoretisch und philosophisch eine riesen Lücke zu klaffen.

Jetzt stellt sich noch die Frage nach der definition des "Spiels". Ist das Fussballspiel das "Spiel"? oder ist das ganze drumherum auch noch dabei? der Krieg der nebendran tobt? die Frau die dem Spieler den Sex verweigert? die Mutter die den Spieler undiszipliniert erzogen hat etc.?

Es scheint hier, dass Poker in Talendino die spiele unterschiedlich definiert: Poker wird definiert durch das was im Spiel passiert, wärend bei Fussball irgendwie alles zählt was nur so an "Varianz" reinspielen kann.

Fairerweise müsste man, um einen vergleich zu starten z.B. Fussball oder Tennis als in sich abgeschlossenes Spiel sehen und die Inputfaktoren eigentlich als gegeben betrachten

Team 1 kommt in einer bestimmen Verfassung ins Spiel, Team 2 in einer Verfassung. Per definition ist es das Ziel zu gewinnen, und die manschaft mit der besseren Strategie (der Begriff Strategie ist spieltheoretisch aufzufassen, sprich die gesamtheit aller aktionen, und nicht als strategie, wie sie sonst aufgefasst wird) wird gewinnen.

Jetzt mag jemand sagen: "ja aber moment mal es gibt spiele wo eine manschaft viel besser spielt, viel mehr angriffe vorträgt, aber einfach immer daneben schiesst". Das ist natürlich korrekt, aber irrelevant. Die Strategie war trotz visueller attraktivität offensichtlich nicht richtig, weil die Stürmer zu ungenau schiessen oder whatever... wenn mann fussball abstrakt als nur die 90 minuten sieht, gewinnt immer das "bessere" team, das team, das effizienter war, das besser in form war, das besseren teamgeist hatte etc., in short, welches team mehr tore geschossen hat.

in poker, gewinnt die bessere strategie nicht zwingend... und das ist ein riesen unterschied, denn die strategie beinhaltet jede einzelne mögliche handkombination, gespielt wird aber durch die institutionalisiere regel nur genau eine dieser kombinationen...

Natürlich gibt es eine Menge praktisch gesehen unkontrollierbare Faktoren im Sport, welche Manschaft als das "bessere team" in ein Spiel hineinkommt

Dieser Faktor existiert aber in Poker genau so, niemand spielt immer genau gleichgut, und wenn ein Pokerspiel perfekt messbar wäre wie schach, dann würden wir trotzdem eine gewisse varianz mitspielen, da, wie im schach, nicht jeder spieler immer gleich gut spielt

von dem her ist der ganze post definitionsmässig völlig falsch aufgebaut und verzerrt die wahrheit völlig. in einem Skillgame kommt die Varianz dadurch, das der Skill eines spielers um irgend einen mittelwert streut.

in Poker kommt die Varianz hauptsächlich durch die institutionalisierte stochastische varianz, und da drauf kommt nochmals die skillvarianz, die aber schlichtweg nicht ersichtlich ist, weil die stochastische varianz so riesig ist

das ist auch die perfekte erklärung warum talentdino einen 50 BI swing oder whatever gehabt hat, obwohl rein statistisch bei einer fixen winrate das nicht möglich gewesen wäre

anhand von roger federer kann man auch klar erkennen, wie man genügend faktoren kontrollieren kann, um fast jedes spiel zu gewinnen, und wenn nicht, einen ziemlich klaren grund dafür zu finden warum man heute eben schlechter war...

ich verstehe auch das tourneybashing nicht, nur weil du persönlich unbedingt die statistische bestätigung brauchst winning player zu sein, heisst das doch deswegen nicht, das tourneypoker sinnlos ist? Da würde ich lieber poker als spiel an sich blamen, schliesslich ist dieser faktor z.B. in einem tennistourney nicht vorhanden und der, der als bester spieler ins game geht, kommt auch als gewinner heraus… du musst nur noch schauen das du als bester spieler hineingehst, was natürlich schwer kontrollierbar ist, aber das ist in poker ja das selbe problem

um fair zu vergleichen müsste man einen computer haben, der die strategie im zeitpunkt x für jeden spieler aus dem hirn saugt und die EVs berechnet. dann sind wir auf gleichem niveau wie fussball!

man sollte wirklich akzeptieren, das poker nun mal etwas völlig anderes ist als ein sport, und nicht die definitionen unterschiedlich aufbauen, damit man eine vergleichbarkeit hat in sachen „varianz“.

ps: was ist der numerus clausus eigetnlich fürn scheiss test, das man da 98% erreichen kann, aber so ein problem nicht richtig aufschlüsseln kann? *stichel* *stichel*

"also wie gesagt, ich war damals anfang 20 und ziemlich gut aussehend" - oh__mygod
08-07-2009 11:02 AM
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Re: Über den Sinn von Wettkampfpoker - Paxinor - 08-07-2009 11:02 AM

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