Re: Wieviel sollte ein Dealer verdienen?
Ich melde mich nach langer Zeit auch mal zu Worte. Vielleicht interessiert den einen oder anderen von Euch meine Meinung zum Thema "Stundenlohn".
Also, ich arbeite selbst als Croupier, aber bin (glücklicherweise) nicht im Stundenlohn, sondern habe meinen ganz gewöhnlichen Arbeitsvertrag, worin alles schön geregelt ist, inkl. Ferien, Feiertage, Krankheit, Unfall, Pensionskasse, usw usw. Ich weiss nicht, ob sich jemand, der bei einem Pokertournament für 20sfr Stundenlohn dealen kommt, solche Gedanken überhaupt anstellt. Am Ende dieses Kommentares vielleicht doch. Und übrigens,
Z.B. schlägt 2/4/a/bube/3 das Dealerblatt von 3/8/2/5/2,, diese Werte sind identisch, und für einen Croupier nicht sonderlich schwer zu addieren. Ist alles eine Frage der Routine und Erfahrung. Ein guter B-J Dealer muss nichts mehr zusammenrechnen sondern sucht sich die Werte aufgrund von "Seh-Hilfen" zusammen. Und ein B-J von 860 ist auch keine Hexerei, wenn man die Grundregeln in den B-J Kursen gelernt hat und sich nur halbwegs dafür interessiert. Der Job an und für sich , aus technischer Sicht, ist ziemlich einfach. Viel schwieriger ist in meinen Augen der "next level". Darunter verstehe ich den unmittelbaren Gäste-Kontakt, die Service-Bereitschaft, Freundlichkeit am Tisch, Professionalität ,und die Leistungsbereitschaft/Motivation, etc. Arbeiten bis spät in die Nacht hinnein kann u.U. auch nicht jedermann's Sache sein. Doch als Gegenzug erhält man ja genügend Freizeit auskompensiert.
Und nun zu meiner Sichtweise zu diesem ganzen Thema "Stundenlohn"
Wie auch immer, erstens einmal finde ich es voll daneben, dass man den Pokerdealers bei diesen Tournaments das Geld "schwarz" , also netto/steuerfrei/auf die Kralle quasi, auszahlt. Im Grunde genommen wird hier der Staat betrogen, der die Bewilligung für solche Events via ESBK erteilen lässt. Wenn ein Anbieter so einen Event verantsaltet, muss er sich meiner Meinung nach an die gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien halten. Wenn das ganze auffliegt, kann ich mir ganz gut vorstellen, dass dem Betreiber eine unglaubliche Busse droht, und die Konzession eh entzogen wird. Also Jungs, passt auf bei solchen Tricksereien....
Und darunter verstehe ich, soweit es die Arbeitsbedingungen für seine Angestellte betrifft:
- vertraglich festgelegter Lohn, also nichts mit "schwarz, netto, cash, steuerfrei, und dergleichen"
- es muss dafür gesorgt sein, dass dem Pokerdealer auch die Abzüge und Sozialleistungen gutgeschrieben werden, die ihm Zustehen. Also auch AHV-Einzahlung usw.
- Selbstverständlich muss ein Pokerdealer dann auch einen Steuerbescheid bekommen. D.h., einen Lohnausweis. Alles andere sind halbe Sachen, von denen ich nichts halte.
- Daneben gibt es noch andere Dinge, die man als Betreiber von solchen Tournaments mit Dealers, die bezahlt werden müssen, beachten sollte. Beispielsweise Pausenregelungen, Sicherheit, usw usw....Das wissen die meisten sicherlich auch. Ein Pokertournament zu veranstalten, das heisst nicht nur Chips verkaufen, Levels abspulen lassen und die Fee einkassieren.
Wenn es dem Anbieter nun nicht mehr möglich ist, Dealers zu beschäftigen, und dennoch gewinnbringend zu operieren ( was in meinen Kalkulationen nun nicht mehr möglich wäre, es sei denn, es würden 25% fee genommen bei den Sit-and-Go's und Mini-Multis), dann muss er ein anderes Besoldungs-System einführen. Möglich wäre beispielsweise, dass die Pokerdealers Trinkgeld bekommen und dieses behalten können. Vom Gesetzgeber wird auch dieses dann steuerbar, logischerweise, genau , wie im Gastgewerbe.
Wenn der Anbieter sich dazu entscheidet, dem Pokerdealer , sagen wir, 25-30sfr/Stunde zu bezahlen, könnte es denkbar sein, die Trinkgeld-Einnahmen, die der Pokerdealer bekommt, wenn er einen Final Table zu Ende gedealt hat, dafür zu verwenden, oder zu einem Prozentsatz.
Ich habe noch nie an so einen Zigeunertournier mitgespielt, jedoch muss ich sagen, dass ich das, was ich darüber gelesen habe, mit grossem Respekt zur Kenntnis nehme. Einige Anbieter machen einen hervorragenden Job und könnten die Grundlage für legale Poker Casinos im Styl Wien oder California sein. Solange diese blöde Regelung von wegen "Tournaments sind erlaubt, da sie v.a. durch Skill entschieden werden, und Cash Games sind verboten, weil sie nur Glücksache sind", wird es wohl schwierig sein, faire Pokertourniere zu günstigen Konditionen zu veranstalten, sämtliche gesetzlichen Regeln einzuhalten, und dennoch gewinnbringend zu operieren. Da sehe ich einfach zuviele Herausforderungen, die derzeit eben noch geschickt umgangen werden können. Aber früher oder später werden die ersten Poker-Tournament-Anbieter gesetzliche Schwierigkeiten bekommen, wenn sie die Anbieter unter der Hand bezahlen.
Good luck trotzdem 8-)
Railbird
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